Donnerstag, 5. Dezember 2019
Was ist nachhaltig?
Gute Frage. Es gibt z.B. das Prinzip Cradle-to-Cradle. Das meint die restlose Verwertung ohne nicht-verwertbaren Abfall. Bis dahin ists ein langer Weg. Bis wir da sind kann die bessere Frage sein:
Was ist nicht nachhaltig?

Was sich nicht recyceln lässt
Was sich nicht um- und nachnutzen lässt
Was Müll, und sei es Restmüll, verursacht.

Man sieht: An Positiv-Kriterien können wir scheitern. Sie lassen unsere Antworten als unvollkommene und ungenügende zurück.
Negativ-Kriterien lassen dagegen Spielräume zur Verbesserung.
Ring frei für die Tüftler, Idealisten, die Unternehmer. Ohne sie gäbe nicht viel Bio und Öko. Dann kam und kommt lange nichts und dann erst der Staat: wenn die "Erkenntnisse" gesichert sind.

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Verbote selbst machen keinen Sinn
… neigen aber dazu, in Bilanzen und in Punkten verrechnet zu werden. Das verweist darauf, dass in Gesetzen bereits ein fortgeschrittener Abstraktionsgrad steckt.

Keiner, der mit religiösen oder staatlichen Gesetzen oder Regeln zu tun hat, entgeht dieser abstahierten Punktebilanz, die immer auch die Distanz zum Sinn der Regel und Anordnung vergrößert. Gesetz und Sinn entkoppeln sich so voneinander, widersprechen sich schlussendlich.

Die Macht, die hinter den Gesetzen steht, machts auch nicht allein. Die Macht des Faktischen liegt letztlich bei den Einzelnen, der sich erdreistet zu sagen: „Ich mach jetzt dies oder das“
Unbequemes Beispiel: Der Papst ist sakrosant. Aber, wenn sich keiner dran hält, nützt das nichts. Das ist der geistige Umsturz,
auf den dann der Umsturz der Verhältnisse, die Revolution, folgt.
Manchmal ist der Umsturz des Denkens der revolutionärere Akt.

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Pseudo-Kritik contra Glaubens-Blase
Dass er zum Glauben fand, weil er konsequent skeptisch sein wollte und auch an seinen Zweifeln zweifelte, ist einer der Sätze, die dafür sorgten, dass ich Tomas Halik fand, tschechischer Priester und Soziologe, von dem der Satz ist. Heute, am 28.11. lese ich in der TAZ, von der am Black Friday wohlfeilen „Kapitalismus-Dresche“ unter der Überschrift: Kritik oder Klassizismus.

Die Kritik unterliegt dergleichen Logik , wie das Denksystem, das sie kritisiert. Die Kritik, die den Markt kritisiert, unterliegt nicht weniger der Marktlogik, wie das kritisierte Wirtschaftssystem. Und so folgen auf Pseudo-Kritik eben auch „dumme Fragen“. Solange es das eine gibt, solange wird es auch das andere geben. Mit Lösungen für das eine wie das andere hat das wenig zu tun.

Die Lösung fürs Vielfliegen könnte in Videokonferenzen bestehen. Auch keine Ideallösung, denn es drohen IT-Smog, Hacker-Angriffe und Elektro-Verkabelung. Auch Grund zur Kritik. Die wohl oder übel für sich behält, wer nicht im 'falschen' Pool landen will.

Diese Kritik zu Ende zu denken, könnte dazu führen, den vor dem Bildschirm hockenden Stubenhocker für den Inbegriff von Mobilität zu halten.

Auch die hellsichtigste Kritik führt nur einen oder mehrere Schritte weiter, zur nächsten Kritik nämlich. Kritische Gedanken, wie diese, brachten mich mässig aber regelmässig in Kontakt mit glaubenden Menschen, Menschen, die glauben, weil sie zweifeln.

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Wenn gut und böse „Werte“ werden.
„Du kannst zum Niederen, zum Tierischen entarten; du kannst aber auch zum Höheren, zum Göttlichen wiedergeboren werden, wenn deine Seele es beschließt.“ Quelle: Astrid Nettling über Pico de Mirandola 1463-1494 zit. nach: Aus Religion und Gesellschaft / Dlf Archiv 05.07.2017 ("Über die Würde des Menschen“)

Zum Niederen entarten, zum Höheren berufen. Wir kennen diese Alternative als Geist oben contra Leib (inklusive Psyche) unten.

Gott oben - Teufel unten, hiess das in klassisch-theologischer Lesart. Oder: Gut und Böse auf gut Humanistisch-Theologisch. Fest steht: Das Universum steht fest und die Werte sind verortet.

Für Pico de Mirandola aber hat das Universum schon angefangen sich zu drehen. Das Gute und das Böse liegt in dir und mir, ist daher intrapersonal. Und das hat Schwerwiegendes zur Folge: Denn die Auseinandersetzung zwischen gut und böse wird dadurch auch noch zu einem interpersonalen Akt.

Daraus aber schließen wir: Kaum wird etwas zu einer inneren Angelegenheit, wird es auch zum Objekt von Argument & Gegenargument. Denn andere haben halt auch ein Innenleben, das mitreden will. Und damit eröffnet sich, wenn auch zögernd, die Szenerie, die konstituierend ist für die Demokratie. Das sollte beachten, wer so gern von Werten spricht.

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