Freitag, 15. November 2019
Future schlägt Zukunft
Es gibt heute ein Narrativ, das das Narrativ von der Zukunft der schönen, neuen Welt ablöst. Es ist das Narrativ von der Future der bedrohten Welt, unserer Welt. Bis heute war das Narrativ der Digitalisierung konkurrenzlos. Bis eben war das Narrativ der Automatisierung die tonangebende Erzählung unserer Zeit.

Bis eben. Heute betritt mit Greta das neue Narrativ der Future die Bühne der Gegenwart und verbannt die Rede von der Zukunft in die Vergangenheit. Es haben nur noch nicht alle gemerkt. Lautete vordem die Frage, was das (künstlich) Intelligenteste sei, so lautet die Frage jetzt: Was ist nötig, unser Leben und unsere Welt zu schützen? Die Zukunft der Digitalisierung muss sich diesem Meta-Narrativ unterordnen. Sie wird annehmbar, wenn sie der Umwelt und dem Leben dient. Aber nur dann. Das letzte Wort hat die Future. Die Zukunft hats noch nicht bemerkt.

Allerdings hat Future eine andere Farbe wie Zukunft. Eine kräftige emotionale, keine sachlich-kühler Farbe. Monochrom, keine Mischfarbe. „Ihr habt mir meine Kindheit, meine Träume gestohlen“ sagt Greta Thunberg vor der UNO ( zit. nach der WELT vom 23.09.2019). Greta führt ihre Kindheit ins Feld, spricht die Politiker als Erwachsene an. Bringt die Kluft zum Ausdruck. Das ist neu. Bis gestern wollten die jugendlichen Anführer so schnell wie möglich erwachsen sein, stark sein, gefährlich sein. Ab jetzt wird Kind-sein emotional zur Waffe.

„How dare you!“, Wie könnt ihr es wagen!, schleudert sie Ihnen in der UNO entgegen. Mimik, Gestik, alles stimmt. So stimmig ists, dass bereits von Gretas How-dare-you! - Rede die Rede ist. Die Future ist die des Kindes, Zukunft den Erwachsenen! Zukunft wird erarbeitet, Future wird geklaut. Marcel Görmann beschreibt einen Auftritt von Luisa Neubauer so: Die ‚deutsche Greta‘, Luisa Neubauer, legte bei Markus Lanz einen TV-Auftritt hin, der gleichermassen polarisierte. Die Aktivistin wurde jüngst in der Heute-plus-Nachrichtensendung gefragt, ob denn das Klimapaket der Bundesregierung ein richtiger Schritt für Fridays for Future (FFF) sei. Neubauer verzog angewidert ihr Gesicht und antwortete in einer Mischung aus Abscheu und Überheblichkeit: "Nee" (M. Görmann: Luisa Neubauer führt die "Greta-Jugend" auf einen gefährlichen Pfad, MÜNCHENER MERKUR, 27.10.)
Auch dieser Ton, die Gestik, der 23 jährigen Klima-Aktivistin und Studentin ist kindheitsaffin. Das ist nicht unbedingt gefährlich, aber es zielt zurück, die Zukunft ist perdu, uns bleibt noch Future.

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