Donnerstag, 24. Oktober 2019
Klarname Fontane
Seiner eigenen Ambivalenz kann man, so Ijoma Mangold in der Zeit vom 4.10. hervorragend bei Theodor Fontane auf die Spur kommen, der ein Leben lang hin und hergerissen war zwischen revolutionär und konservativ, dann auf Abwege geriet als Zensor und Spitzel. All das auf dem Weg zum anerkannten Literaten.

Fontane ist der personifizierte Widerspruch zum monolithischen Gesinnungstäter, der solang in dieselbe Kerbe haut bis er selbst in das Loch fällt. Fonty, wie Grass Fontane nennt, hat dagegen ein „weites Feld“ unter den Füssen. Mit reichlich politischen Fussangeln und reichlich charakterlichen Fussangeln. Ein Feld, das wir in Deutschland nur zu gut kennen.

Nicht nur das Deutschland der Dichter und Denker auch das Mutter- und Vaterland der rechten und linken Extremisten und Ideologen. Ein weites Feld für Spitzel und Denunzianten aller Provenienz. Weites Feld für Saubermänner und Schmuddelkinder. Das Land der Reformation, das Land von Karl Marx, das Land der Nazis. War die Spaltung zuerst oder die Ambivalenz?

Zurück zu Ijoma Mangold:
Fontane habe glänzende Charakterisierungen seiner Protagonisten geliefert. Fontane habe Anstand bei der Annäherung an seine Charaktere gewahrt und zwar auch und gerade angesichts der inneren Zerissenheit seiner Helden.

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