Mittwoch, 29. Mai 2019
Berufe-Lego
Weil ich es kann“ zitiert Welzer, die fast banale Antwort eines Aktivisten auf die Frage nach dem Grund für sein Engagement.
Und ich? Mache Marketing, weil ich es kann! Was zähle ist, den Unterschied machen zu wollen, den kleinstmöglichen nicht den grössten (76) lese ich bei Welzer weiter. Wer den kleinstmöglichen, nicht den grössten, machen will, dem geht es wirklich um den Unterschied.

Auch die Unterschiede im Marketing sind gross. Marketing ist ein Wort für sehr Unterschiedliches. Ich gestalte bspw. Wirklichkeit aus einer Kontra-Produktivität heraus (74/5). Und zwar durch neue „Kombinationen“, „modulare Revolutionen“ (83) (ähnlich wie beim Lego). Damit wären wir, wäre Welzer, beim Lego, bei dem er im Übrigen die Festlegung auf festgelegte Modelle (wie dem Lego Star Wars Modell, dem Lego Boost Roboter, dem Lego Bugatti-Modell u.a.). So Harald Welzer in: Alles könnte anders sein. Bei mir in diesem Blog zitiert am 27.03. Welzer hat mich drauf gebracht. Und wer kennt Lego nicht? Jedes Kind! Nie würde ich darauf kommen meine Erfahrungen mit Lego mit Copyright zu schützen! Lego steht für Bauklötze wie Tempo für Taschentücher. Nicht an Raumschiffe und Roboter sondern an die Klötzchen und handtellergrossen Platten, die sich als Dach- oder Bodenplatten oder ganz anders verwenden liessen, erinnere ich mich. Was an Berufe-Lego heiter ist? Spielerisch zu sein, spielerisch zu probieren und spielerisch zu kombinieren.

Ganz anders LEGO® und sehr viel anders LEGO® Serious Play®, LSP, gleich mit doppelten Markenschutz! Man kann einen LEGO-Master machen, viele Seminare absolvieren und noch mehr Geld dafür bezahlen. LEGO® Serious Play® macht „eine Moderations- und Arbeitsmethode, die die Vorzüge des Spiels und des Modellierens mit Legosteinen in einem zielorientieren Prozess verbindet“ daraus. Eine Methode, in Kooperation zwischen Spielzeughersteller LEGO® und dem Schweizer International Institute for Management Development Lausanne entwickelt.

Das ist nachzulesen in LEGO® IN HIGHER EDUCATION von Prof. Dr. Tobias Seidl, Professor für Schlüssel- und Selbst-Kompetenzen Studierender auf seiner Website http://legoinhe.de; Seidl ist Systemischer Coach und LEGO® SERIOUS PLAY® Trainer. Ein Markenschutz, eine Lizenz, eine Blase letztlich. Für Lego® LSP® akzeptieren wirs, für Lego nicht.

Gerade für Lego nicht! Lego, Chance auf ein allen zugängliches Modell, das mal nicht über den Kopf geht, sondern aus dem fassbar Machbaren kommt.

Seidl weiter: Ein „Konstruktionsprozess, der nicht nur im Kopf der Teilnehmenden, sondern auch durch das Bauen von LEGO®-Modellen auf dem Tisch stattfindet.“
Zum Konstruktivismus kommen Storytelling, Metaphern, Spiel und Flow als Theorie-Elemente. Insgesamt aber ein recht willkürliches Sammelsurium. Storytelling wird verstanden als Sinngenerator. Metaphernbildung sei der Neuropsychologie zufolge besonders geeignet, neue kognitive Schemata im Gehirn anzulegen. Zudem sei das Spiel ein dem Menschen ureigener Weg, neue Fähigkeiten zu erlernen und sich veränderten Bedingungen anzupassen. Schliesslich stünde Flow für ein völliges Aufgehen im Spiel, was Kreativität und Ideen-Entwicklung anginge.
An Quellen für seinen theoretischen Exkurs führt Seidl u.a. auf:

Frick, Elisabetta; Tardini, Stefano; Cantoni, Lorenzo (2013): White Paper on LEGO ®SERIOUS PLAY®. A state of the art of its applications in Europe. Online verfügbar unter http://www.s-play.eu/attachments/article/70/splay_White_Paper_V2_0_1.pdf
Reich, Kersten (2012): Konstruktivistische Didaktik. Das Lehr- und Studienbuch mit Online-Methodenpool. Weinheim: Beltz.
Huizinga, Johan (1955): Homo ludens. A study of the play-element in culture. Boston: Beacon Press (Beacon paperbacks, 15).
Mein Huizinga (Herbst des Mittelalters) mein Norbert Elias (Prozess der Zivilisation) Literatur aus den 40ern bis 70ern, soziologische Literatur. Ey, da ist sie ja, die Vergangenheit ! Da, wo man sie nicht sucht: In der Gegenwart ! Unter den Klötzchen sind auch welche aus der Vergangenheit. Hat die Theorie doch noch was gebracht!

Meine Klötzchen? 6 Jahre Kindheit auf Sozialhilfeniveau (dort spielte ich mit Lego), 9 Jahre Kindheit/ Jugend in oder vor einer Klinik (Arztsohn), Studium der Sozialgeschichte, Freiberufler Marketing.

Das nenne ich Lego-Bildung und Lego-Beruf. Digital-sprachlich ausgedrückt wird heute unterschieden zwischen Lego®-Bildung und Tamagotchi-Bildung. Tamagotchi heisst: Mehr desselben an Bewegung und Laut bis die Batterie alle ist. Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/studienmodelle-der-zukunft-mehr-flexibilitaet fuer.680.de.html?dram:article_id=449472
https://m.tagesspiegel.de/wissen/studienmodelle-der-zukunft-analysiert-als-tamagotchi-starten-und-mit-lego/24366970.html?utm_referrer=android-app%3A%2F%2Fcom.google.android.googlequicksearchbox

Zurück zum einleitenden Zitat Welzers: Durch Begriffe würden Probleme auf Distanz gehalten, z.B. „Dritte Welt“, „failed states“, „korrupte Regierungen“, „Asylbetrug“, „Islamisierung“ ich füge hinzu: Prekariat, Digitale Gesellschaft, Mittelstand. Wer mit solchen Begriffen arbeitet, übernimmt die Distanzen, Abstraktionen, die ihnen eignet. Berufe-Lego geht näher ran. Es ähnelt darin Neu-Methoden wie des Scrum, des Design Thinking und ähnlichen Neuschöpfungen: Permanente Planung, permanente Entscheidung, permanentes Feedback statt des einmal gemachten Plans.

Berufe-Lego stellt Fragen zum individuellen Berufsbild:
Welche Analog-Elemente, welche Digital-Elemente, welche Sinn-Elemente brauche und kombiniere ich?

Zum Berufe-Lego gehört in meinem Fall Verkauf und Marketing, dazu demnächst mehr.

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