Mittwoch, 3. August 2016
Mittwoch, 03. August 2016
Unversöhnlicher Hass aus Raumnot

Die Ausführungen folgen auf dem Beitrag "Ihr Himmel ist leer. Ein Gastbeitrag von Ines Geipel am 29. Juli 2016, 9:58 Uhr im DLF, basierend auf einem Artikel in Christ & Welt, gefunden im Internet unter "Amok" und "Raumnot".

Am Beispiel Amok exemplifiziert die Autorin dass Gewalt "ein Fenster" öffnet, angetrieben vom "Prinzip der maximalen Resonanz". Ziel ist eine "negative Transzendenz". Der Grund: Es "herrscht akute Raumnot" im eigenen Leben.

So alt wie die Menschheit: Erster war Kain, der jüngere war Abel. Kain war Bauer, Abel Schäfer. Beide der Bauer, wie der Schäfer haben ein Verhältnis zum Raum, aber ein unterschiedliches. Wo der der Bauer sein Feld bestellt, kann kein anderer sein. Der Schäfer dagegen zieht weiter, wenn das Land abgeweidet ist. Wie dazumal auch Abraham: Gehst du zur einen Seite, gehe ich zur andern. Abel kann ausweichen, Kain nicht. Überdies ist er abhängig von Ernten. Eine Missernte und die Familie gerät in Lebensgefahr. Da muss es schon jahrelang nicht regnen, bis das Vieh überhaupt keine Nahrung mehr findet.

Kommt zu diesem Konflikt noch eine Erziehung dazu, die durch Verweis auf Erbe und Rechte das Entweder-Oder auf die Spitze treibt, kommt es zum Konflikt, zum Krieg. Wir sprechen von Kainisierung, wenn der ältere den einige Tage jüngeren Adler-Bruder aus dem Nest drängt und in den Tod stürzt. Der Kuckuck verdrängt nicht weniger seine Nestgenossen und liefert sie dem Hungertod aus. Treibt die Erziehung dieses Entweder-Oder, dieses Gegeneinander an, verursacht sie Mord und Totschlag, egal, was sie predigt. Denn der Erzieher hat ja seinen eigenen Sieg oder sein eigenes Verdrängt-werden erlebt. Hat der Erzieher extrem wenig Platz gehabt zum Leben und Überleben, sollte er etwas überhaupt nicht leben, sollte er gar sterben, aus dem Leben gedrängt werden, wird jeder Akt des Erziehers zur Gegenwehr, zum Befreiungsschlag, zum Shoot-down. Der Erzieher wird sich dann instinktiv den unter den Nachkommen aussuchen, der weniger Raum hat, auf dessen Seite er sich stellen kann, um ihm und damit sich selbst zum Sieg zu verhelfen. Und der Täter nach der Tat? Er kann sich nicht irren, denn dann gibt er Raum preis, den er dringend zum Leben braucht.

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Freitag, 15. Juli 2016
Freitag, 15. Juli 2016
Gesetz und Freiheit

"Ein Fisch oder Vogel im Schwarm macht keine Physik sondern achtet bloß auf das, was sein Nachbar tut" zitiert die Autorin Katrin Blauvat den Biologen Iain Cozin. Eine Aussage, die ein etwas anderes Licht auf das wirft, was wir Schwarmintelligenz nennen. Schwarmintelligenz ist nicht einfach die Intelligenz der Vielen. Sie schaltet nicht einfach das individuelle Steuerungsvermögen aus, sondern: In bestimmten Situationen übernimmt die Navigation im Schwarm. Beispielsweise existiert, so der Artikel weiter, eine schnellere Informationsverarbeitung der Stärlinge im Schwarm, was bedeutet, dass sich seine Reaktionszeit im Schwarm auf einen Lichtreiz von 40 Millisekunden sich auf die Hälfte der Reaktionszeit eines einzelnen Stärlings halbiert. (Katrin Blauvat, Und nun alle zusammen in: Süddeutsche Zeitung vom 20.05. 2016). Aber das heisst ja auch: Er kann es auch allein, unser Star, und wie er es kann: Die waghalsigsten Flugmanöver legt er hin.

Verhalten in Gruppen weicht ab vom Verhalten des Einzelnen, das ist nicht wirklich neu. Aber allein durch die Menge von bis zu 50 Millionen Vögel in einem Schwarm hat die Schwarm-Faszination, ob bei Google, Facebook oder sonstwo im Netz kräftig Auftrieb bekommen.

Steuerung im Schwarm durch Nähe und Nachbarschaft einerseits versus Steuerung durch Gesetze und Grundsätze, die für viele oder alle gelten, das ist für uns Kinder der Buchreligionen etwas verblüffend neues. Sind wir doch gewohnt, auf empfundene oder tatsächliche Ungerechtigkeit" mit Verweis auf allgemein gültige Gesetze zu reagieren. Wir leben in der Zeit der Gesetzbücher. Was nicht schriftlich fixiert ist, steht im Verdacht, („nur“) informell und abhängig vom Goodwill zu sein. Dabei liefern Mythen und Ursprungslegenden der Religionen Erklärungsmodelle und Anschauungsbeispiele für das Verhältnis von Buchstaben und Geist. Die Religionen selbst zeugen von der Dynamik des Prozesses zwischen Gesetz und Sinn und dem Übergang von einem zum anderen. Ein Prozess, von dem die Religion als Ganzes genauso wenig ausgespart ist, wie der Glaube des Einzelnen. Das ist auch eine Erfahrung, die uns im Glauben verbindet, wenn auch nicht unbedingt in der Religion. Das Scheitern an den Gesetzen und Verkehren der Befolgung ins Gegenteil

Die uns lebenslang begleitende Kluft und Ambivalenz zwischen Gesetz und Freiheit sagt uns, dass die Zeit der Gesetze und Kodierung noch nicht die letzte ist, dass durch und nach dem Gesetz noch etwas kommt: Freiheit vom oder durch das Gesetz. Genauer: Praktisch unvermeidliche Gesetzesübertretungen, demonstrieren überhaupt erst den Zwiespalt, die Differenz zur Motivation, das Gute tun zu wollen.

Den Vielen bedeutet Schwarmintelligenz, den Verstand an der Software-Garderobe abzugeben und dem Kollektiv das Feld zu überlassen. Aber Schwärme, Rudel, Herden können sich verfliegen, verlaufen, verirren. Viele folgen vielen andern in den Tod. Der Schwarm kann das Überleben sichern aber auch den Tod garantieren. Regt sich Widerstand beim Einzelnen gegen solch ein "Naturgesetz", ist nicht nur Angst und Zweifel am Werk, sondern der Geist, auch der Geist der Freiheit. Dem Geist der Freiheit mehr zu Raum geben, auch zur Bestimmung von Freiraum, ist das jenseits des Gesetzes liegende Ziel.

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Freitag, 8. Juli 2016
Dienstag, 5. Juli 2016
Dienstag, 5. Juli 2016

Manifest: Mache einen Unterschied!

Trau deinen Augen, die sich nicht lösen können, von einer Häuserzeile der Gründerzeit meinetwegen.

Siehst du einen Unterschied, zu den Betonfronten meinetwegen, siehst du, du machst einen Unterschied!

Es sind deine Augen, in denen die Unterschiede gross sind.


Trau deinen Gedanken, die immer wiederkehren, auch wenn du nicht weisst warum.

Stolpere über die unscheinbaren Worte!

Stoss dich an dem, was irgendwie nicht passt!



Geringfügige Unterschiede führen uns zum Inhalt.

Nicht die grossen Unterschiede oder Skandale

machen den Alltag lebendig und inhaltsreich.



Die grossen Bewegungen und Begriffe gehen wie sie kommen,

verdoppeln und vervielfachen die Schwingung

allein durch Summieren der Resonanzen.



Wie sie sich aufschaukeln, ebben sie auch ab,

verschlucken auch die Inhalte

grosser Entwürfe und alleserklärender Deutungen.


Denn: Nur den Kontrast macht den Unterschied.

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