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Mittwoch, 5. Juli 2023
Über den Humour und Jean-Paul
kuehnesmallworld, 16:51h
Ralf Simon, Humoristisches Gebräu aus: Jean Paul, Professorenschaft, Volltrunkenheit, Begriffsgeschichte, Theologie, nebst einigen Bemerkungen zum Elfenbeinturm im Elfenbeinturm
(https://www.unibas.ch/dam/jcr:ad066736-8c2d-4cd1-bf1f-9cfaa5bb551b/U)
"... Der Begriff des Humors ist älter. Er geht der Sache nach auf die antike Lehre von den humores zurück. Humor heisst Flüssigkeit und meint in der Humoralpathologie das jeweilige Vorherrschen der disponierenden Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle, nach denen man sanguinischen, phlegmatischen, cholerischen oder melancholischen Temperaments sei. Im englischen Sprachgebrauch wird Humour zur allgemeinen Bezeichnung dieser Gemütsverfassungen. Im Hintergrund steht die Frage, ob der Mensch nach dem Sündenfall überhaupt je «gesund» sein könne oder sich nicht vielmehr immer in einem Zustand befinde, in dem er unter der Vorherrschaft einer der Säfte und des korrespondierenden Temperaments stehe.
Humour zu haben, bedeutet dann, in jedem Fall schief zur Welt zu stehen. (!)
================================
Die Frage nach der Grenze zwischen noch normaler Schiefheit und auffälligem Humour löst sich unter dieser Perspektive in ein kontinuierliches Übergangsfeld auf.
Ein Humorist ist dann einer, der entschieden die Verallgemeinerung vornimmt und die Relation von vermeintlichem Normalverhalten und kurioser Abweichung umdreht (!):
================================
Normal ist das verschrobene Verhalten, während die vermeintlich Normalen genau genommen die seltsamsten Kerle in dieser Welt sind, jene, deren mangelhafte Selbsterkenntnis mit einem kompensatorischen Konformitätswillen verbunden ist. Reflexiv im Sinne des Humoristen wird der Humor im Roman, zuerst wohl bei Laurence Sterne, in der deutschen Literatur bei Jean Paul. (!)
Sonderlinge, Exzentriker grotesken Selbsterschaffer !!!
==================================werden in dieser reflexiven Inversion der sozialen Normalitätsdispositive entschieden positiv dargestellt, Humor gerät zu einer Reflexionsform, eigentlich zu einem Wahrnehmungsdispositiv.
(https://www.unibas.ch/dam/jcr:ad066736-8c2d-4cd1-bf1f-9cfaa5bb551b/U)
"... Der Begriff des Humors ist älter. Er geht der Sache nach auf die antike Lehre von den humores zurück. Humor heisst Flüssigkeit und meint in der Humoralpathologie das jeweilige Vorherrschen der disponierenden Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle, nach denen man sanguinischen, phlegmatischen, cholerischen oder melancholischen Temperaments sei. Im englischen Sprachgebrauch wird Humour zur allgemeinen Bezeichnung dieser Gemütsverfassungen. Im Hintergrund steht die Frage, ob der Mensch nach dem Sündenfall überhaupt je «gesund» sein könne oder sich nicht vielmehr immer in einem Zustand befinde, in dem er unter der Vorherrschaft einer der Säfte und des korrespondierenden Temperaments stehe.
Humour zu haben, bedeutet dann, in jedem Fall schief zur Welt zu stehen. (!)
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Die Frage nach der Grenze zwischen noch normaler Schiefheit und auffälligem Humour löst sich unter dieser Perspektive in ein kontinuierliches Übergangsfeld auf.
Ein Humorist ist dann einer, der entschieden die Verallgemeinerung vornimmt und die Relation von vermeintlichem Normalverhalten und kurioser Abweichung umdreht (!):
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Normal ist das verschrobene Verhalten, während die vermeintlich Normalen genau genommen die seltsamsten Kerle in dieser Welt sind, jene, deren mangelhafte Selbsterkenntnis mit einem kompensatorischen Konformitätswillen verbunden ist. Reflexiv im Sinne des Humoristen wird der Humor im Roman, zuerst wohl bei Laurence Sterne, in der deutschen Literatur bei Jean Paul. (!)
Sonderlinge, Exzentriker grotesken Selbsterschaffer !!!
==================================werden in dieser reflexiven Inversion der sozialen Normalitätsdispositive entschieden positiv dargestellt, Humor gerät zu einer Reflexionsform, eigentlich zu einem Wahrnehmungsdispositiv.
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