Montag, 3. Juli 2023
Buber - kurz und bündig.
Hinken

Als Kinder sind wir mit dem einen Fuss auf dem Trottoir, mit dem anderen auf der Strasse gelaufen und haben uns über den künstlich herbeigeführten Effekt des Hinkens amüsiert, das daher rührt, dass wir auf zwei höhenunterschiedlichen Ebenen agieren. Das ist übertragbar auf Bubers Methoden, auf der einen Seite philosophische Fragestellungen aufzugreifen, sie aber dann auf der anderern Seite nicht auf dieser Ebene zu beantworten sondern eine Ebene „tiefer“, auf der Ebene der Bilder, der Anschauung, des ostjüdischen Outfits, der Population der Chassidim. Ungleichgewicht tritt ein.

Keine kleine – keine grossen Taten, keine kleinen – keine grossen Sünden!

Warum das so ist, liegt an Bubers Wertesystem. Es zählt gut jüdisch/christlich nicht die Tat, sondern die Haltung, nicht die Verfehlung sondern die Kluft zwischen Absicht und Verfehlung. Bubers Bezugs- und Wertesystem aber ist Ich-Werdung am Gegenüber Du. Da geht’s nicht um spektakuläre Taten sondern um Nuancen in der Einstellung, unmerkliche Nuancen.

Nichts altes – nichts neues!

Ähnlich verhält wie bei gross – klein verhält es sich bei jung – alt. Es gibt keinen Bonus auf Bewährtes, Altes, ebenso wenig Abzüge für Unreife und Unerfahrenheit. Die ganze Dimension alt/jung, alt/neu gibt’s nicht. Für Gott, Herr der Zeit, zählen andere Zeit-Raster.

Zieh es dir an!

Zieh ihn dir an, das Vorurteil.
Zieh ihn dir, an den Ostjuden-Look, schwarz mit Hut und Haar. Ist’s vollbracht, lässt sich mit Lust und Laune alles dementieren, was mit dem Vorurteil an Unterstellungen verbunden ist: Nein, keine Ödnis. Nein, keine Gesetzestyrannei! Im Gegenteil: Alles erlaubt und noch viel mehr und das im Angesicht derart so vieler Speisevorschriften, dass mensch nicht weiss, wo ihm der Kopf steht. Und hast du’s jetzt vor dir, das Vorurteil, in seiner ganzen antisemitischen Lebensgrösse, zieh es dir an und mach dir einen Jux draus, die Vorurteile zu unterlaufen und ad absurdum zu führen.

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