Freitag, 22. Juni 2018
Ein neues Kapitel aufschlagen: Analog und Digital
Es gibt sie nicht, die digitale Welt. Was es gibt, ist Analoges und Digitales in der einen Welt. Analog und digital verhalten sich zueinander wie das Sein / Existenz zum Mittel. Es gab handwerkliche Mittel (Handwerkzeuge], mechanische Mittel (Dampfmaschine) und es gibt digitale Mittel, den Chip, der analoge Signale digital verarbeitet. Mittel kann man daran erkennen, dass der Mensch sie zum Mittel macht. Und zwar dadurch, dass er sich zu ihnen verhält. Das ist das Wesen des Menschen, die Conditio humana.

Der Wunsch, der Gegenstand der Bearbeitung solle sich verhalten wie die Mittel der Bearbeitung, was heute heisst, so digital sein wie die digitalen Mittel, ist die Sehnsucht nach der Auflösung des Widerstands. Gemeint ist der Widerstands des Materials, die Unvollkommenheit der Möglichkeiten, der Widerstands des Menschen gegen das widerstandslose Einverstandensein mit dem, was von einem gewollt, einem zugemutet wird.

Der stumme kraftstrotzende willenlose Golem aus Lehm in der jüdischen Mystik, der Zauberlehrling, der den Dingen befehlen will, Frankenstein, die aus dem Ruder gelaufene Technik, sie alle sind Geschöpfe des Menschen, sie alle leisten endlich Widerstand, lehnen sich auf, erheben sich gegen ihren Schöpfer. Der Traum gebiert den Albtraum. Die gute Nachricht: Mit dem Zerplatzen der Allmachtsphantasien zerplatzt auch der Albtraum. Die Allmachtsphantasie in digitalen Zeiten ist der Glaube an die völlige Manipulierbarkeit des Menschen.

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