Mittwoch, 25. März 2020
Corona VIVA
Zwei Reaktionstypen begegnen einem auf dem ärztlich empfohlenen Spaziergang in Zeiten cholerischer Pandemie:
Die einen, die intuitiven kommen einem locker entgegen, sie haben die erweiterte Watschendistanz (1,5m) verinnerlicht. Zum sowieso existenten Reflex (Sicherheitsabstand) kommt noch ein Corona-Zuschlag hinzu. Die Entgegenkommenden weiträumig zu umfahren ist auch nicht so schwierig. Man sieht sie kommen, sie sehen einen. Schwierig sind die Bewegungen, die einem in Fleisch und Blut übergegangen sind: Das Drängeln beim Einsteigen in Bus und Bahn, das Anstellen an der Kasse im Supermarkt. Da kann es zu Pannen kommen, bis ich mich zurücknehme.

Den andern sieht man, wenn sie einem entgegenkommen, schon an, dass sie das Gesetz im Anwendungsfall sind. Alles an ihnen ist kontrolliert. Mit dem Blick haben sie schon die Entfernung abgemessen, fusslauefig machen sie eine Ausweichbewegung, auch wenn diese gar nicht erforderlich ist, mit den aufgerissenen Augen, dem Schrei von Munch nicht unähnlich, signalisieren sie extremen Ausnahmezustand. Ihr Verhalten demonstriert: Alle Vorschriften sind präsent und sie werden peinlich genau – hier passt das Wort peinlich – eingehalten. Die Regelungen sind strafbewehrt