Dienstag, 5. Juli 2022
Die alles andere als zwangsläufige Wende zum Guten
Die futuristischen Zukunftsvisionen haben sich in ihr negatives Gegenteil verkehrt, das mehr ist als Kritik an den Utopien. Ohne sie gelesen zu haben rufe ich zu "Zeuginnen" auf:

Die Neuerscheinung von Tamsyn Muir: ?Ich bin Gideon? über die es heisst: Ein junges Mädchen traegt den Namen eines alten Herrn, des alttestamentarischen Richters Gideon, dessen Name so viel wie ?Hacker, Holzfäller, Zerstörer? bedeute. Alt und neu, Mann und Frau ? alles verdreht und verwebt sich (vgl. die Kritiken u.a. im Dlf).

Sie hat Vorgängerinnen: Margaret Atwood ?Der Report der Magd (Neuerscheinung), John Lanchester ?The Wall?, ?Die Mauer? dann ?Die Lieferantin? von Zoë Beck und zuletzt ?Brainfuck? von Sibylle Berg.

Die Apokalypse steht Modell, die kulturellen Wurzeln sind noch da, aber nicht mehr die zwangsläufige Wende zum Guten. Wenn, dann ist die freiwillig, steht auf verlorenem Posten und legt auf diese Weise Zeugnis ab vom Guten. Es ist nicht nötig sie zu kennen, von ihnen zu wissen, reicht. Wir wissen von ihnen, weil wir vom Bösen wissen. Das Gute, meinetwegen auch das Konservative, wird nur ein Modell unter vielen. Ein umkämpftes Modell, das - sine ira et Studio - alles andere als auf der sicheren Seite ist.

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Freitag, 24. Juni 2022
Erschöpft
Ich bin erschöpft. Vom pausenlose Widerstand gegen all die aufgeblasenen - früher hätte man gesagt - falschen Propheten, die im Brustton der finalen Überzeugung den jeweils letzten Stand der groesstmoeglichen Allgemeinplätze in die Welt blasen.

Kein Wort kann man so stehenlassen. Das meiste ist schon im Ansatz falsch, was hier heisst einäugig. Das heisst: Es fehlt die Perspektive durch das andere Auge / den andern Standort. Es geht nicht um objektiv und subjektiv, es geht um die mögliche andere Perspektive, darunter nicht selten die in der Geschichte, die oft nur einen Steinwurf weit weg ist.

Man hat sich dem Fortschritt verschrieben mit dem Blut ewiger, klammheimlicher Komplizenschaft beendet. Wer den Bund bricht, ist out, auf immer. Konservative Argumente und Haltungen sind Verrät. Oft reicht schon ein Verdacht. Erschöpfung ist Atempause.

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Mittwoch, 22. Juni 2022
Was die Stimmung drückt oder aufhellt
Es ist der Ton - in Dur oder Moll - der die Musik macht, es ist der Bedeutungs-Rahmen, der Frame, der den Zusammenhang positiv oder negativ definiert, es ist das Narrativ, in das die Aussage eingebettet sind.

Bisher war die Zukunft im Grossen und Ganzen positiv konnotiert,
das ist umgeschlagen in eine negative Erwartungshaltung. Kaum fällt ein Schlag- und Stichwort, wie Überschwemmung, Hitzetote etc. fällt uns die ganze Serie von Katastrophenszenarien wie Schuppen von den Augen.

Geändert muss sich da noch nicht viel oder garnichts haben. Was sich geändert hat, ist: Wir haben es gemerkt. Ungefährlicher oder gefährlicher wirds dadurch, streng genommen, noch nicht. Auch nicht dadurch, nun alles unter "neuem" Vorzeichen zu sehen.

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