Mittwoch, 8. Dezember 2021
Scham als Navigationssystem
Der Prozess der Zivilisation und der der Sozialisation wird getrieben von fundamentalem Sympathie- und Abwehrverhalten.

Dies wiederum wird von der Scham gesteuert. Scham stellt sich ein, wenn das Ungeschütztseins, das Allein-seins, das In-der-Ecke-Stehen einem schlagartig bewusst wird. Die Scham reagiert auf das Schutzlos-sein, das Blossgestellt-sein, das Nackt-sein. Es ist niicht die Nacktheit selbst, es ist das Ungeschützt-sein.

Die Scham ist das Feintuning, die Navigation im Detail, die dafür sorgt, dass etwas, und sei es noch so weit weg, schamhaft erlebt wird. Ist die Scham erstmal - ziemlich egal wo - installiert, erweist sie sich als eine der wirksamsten Navigationsinstrumente.

Und das ist, heute nicht weniger nur anders als früher, auch heute der Fall. Gruppenbildung, Meinungsbildung funktioniert überhaupt nur so. So mancher, der der Meinung ist, er habe sie sich schon lange gebildet, ist ein Angst- und Schamgetriebener, der sich ängstlich umblickt, ob er nicht allein stehe mit seiner Äusserung.

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Donnerstag, 2. Dezember 2021
Die Kunst der Klammer
Bb»Was Kunst interessant macht, ist die Tatsache, dass jeder sie realisieren kann, sobald die Idee formuliert ist. Das ist der Punkt.« (Lawrence Weiner) ... Und weiter mit Weiner zur Definition des Kunstwerks:

»(1) Der Künstler kann das Werk selber herstellen. (2) Das Werk kann angefertigt werden. (3) Das Werk braucht nicht ausgeführt zu werden. Jede Möglichkeit ist gleichwertig und entspricht der Absicht des Künstlers. Die Entscheidung über die Art der Ausführung liegt beim Empfänger im Moment der Übernahme.« 

Ich wende mich nicht dem Punkt zu, sondern dem Satzzeichen, in meinem Fall der Klammer:

Die Klammer fasst zusammen
Die Klammer grenzt aus
Die Klammer verändert Beziehungen (innerhalb des Textes)
Die Klammer weitet den Bedeutungsraum
Die Klammer (Mathematik) trennt in vorrangig/nachgeordnet

"In einer Grammatik aus dem Jahr 1534 lesen wir: Paranthesis, das ist ain Einschliessung oder Einsetzung, wenn etwa mitten in ain gantze Rede gleich ain ander und frembder Synn eingeschlossen oder eingesetzt würd. (Ickelsamer ... in: Teutsche Gramatika, Augsburg 1534 vgl.Höchl, Geschichte der Interpunktion S.59).

In einem Text, heisst das, steht ein sinngemäss anderer Text, jedenfalls im ausgereiften Fall. Damit ist der in Klammern gesetzte Text der Gegenentwurf zum binären Denken, dem Denken in ja und nein, in richtig und falsch. Dem zweifelsfrei Benannten und Gemeinten. Interessant ist auch, dass die Popularität der Klammer und der Grammatik zusammenfällt mit dem Druck der ersten vollständigen Ausgabe Luthers Bibel. Es gibt nicht nur Shop in Shop, es gibt auch Text in Text.

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Dienstag, 30. November 2021
Kunst und Formulierung
»Was Kunst interessant macht, ist die Tatsache, dass jeder sie realisieren kann, sobald die Idee formuliert ist. Das ist der Punkt.«  Das sagt Lawrence Weiner, der Buchstaben zur Kunst macht und durch dessen Buchstaben-Park ich die Hauptfigur meiner Geschichte habe stolpern lassen.

Der Lichtkünstler Dan Flavin hat das Licht in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt: Das Licht f ä l l t auf den Betrachter, der Betrachter wird Teil des Lichts.

Das korrespondiert mit der kommunikationswissenschaftlichen Seite meiner Existenz, die ich hiermit beleuchte: Wer ein Problem sieht und analysiert und sein Ich, also sich selbst, als Betrachter ausnimmt, von sich absieht, dessen Sichtweise und Diagnose muss unvollständig und schief sein.

Nach dieser Fussnote aus meinem Leben wieder zurück zur
Definition des Kunstwerks frei und buchstäblich nach Weiner:
»(1) Der Künstler kann das Werk selber herstellen. (2) Das Werk kann angefertigt werden. (3) Das Werk braucht nicht ausgeführt zu werden. Jede Möglichkeit ist gleichwertig und entspricht der Absicht des Künstlers. Die Entscheidung über die Art der Ausführung liegt beim Empfänger im Moment der Übernahme.« 

Mein Mittel u.a. sind Zitate. Zitate beziehen auf, Zitate klammern ein, Zitate vergleichen, Zitate stechen Blasen auf. Auch das: Zitate luegen, fälschen und verfälschen. Aber führen auch zu der Frage: Wer hat das was gesagt? Das ist ein Schritt zurück, ein Schritt Abstand des Überblicks halber.

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Kunst und Formulierung
»Was Kunst interessant macht, ist die Tatsache, dass jeder sie realisieren kann, sobald die Idee formuliert ist. Das ist der Punkt.«  Das sagt Lawrence Weiner, der Buchstaben zur Kunst macht und durch dessen Buchstaben-Park ich die Hauptfigur meiner Geschichte habe stolpern lassen.

Der Lichtkünstler Dan Flavin hat das Licht in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt: Das Licht f ä l l t auf den Betrachter, der Betrachter wird Teil des Lichts.

Das korrespondiert mit der kommunikationswissenschaftlichen Seite meiner Existenz, die ich hiermit beleuchte: Wer ein Problem sieht und analysiert und sein Ich, also sich selbst, als Betrachter ausnimmt, von sich absieht, dessen Sichtweise und Diagnose muss unvollständig und schief sein.

Nach dieser Fussnote aus meinem Leben wieder zurück zur
Definition des Kunstwerks frei und buchstäblich nach Weiner:
»(1) Der Künstler kann das Werk selber herstellen. (2) Das Werk kann angefertigt werden. (3) Das Werk braucht nicht ausgeführt zu werden. Jede Möglichkeit ist gleichwertig und entspricht der Absicht des Künstlers. Die Entscheidung über die Art der Ausführung liegt beim Empfänger im Moment der Übernahme.« 

Mein Mittel u.a. sind Zitate. Zitate beziehen auf, Zitate klammern ein, Zitate vergleichen, Zitate stechen Blasen auf. Auch das: Zitate luegen, fälschen und verfälschen. Aber führen auch zu der Frage: Wer hat das was gesagt? Das ist ein Schritt zurück, ein Schritt Abstand des Überblicks halber.

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