Freitag, 26. Februar 2021
Alles hat ein Ende - Corona hat zwei
Corona ist eine in seiner Äusserungsform wie seinen primären Eindämmungen ausgesprochen analoge Erkrankung. Maske auf ? Abstand halten ? kein Besuch, das sind Aktionen und Reaktionen der primären Art, wie sie jedes Schulkind ab 7 oder 8 Jahren einhalten kann. Differenzierte Analysen, Therapien und Massnahmen kommen erst mit digitalisierten Mitteln und Methoden voll ins Spiel. Analog ist die Primärreaktion. Digital die umfassende technische, wissenschaftliche Antwort. Das macht den grundsätzlich martialischen Eindruck der Pandemie.

Was soll das Gemäkel? Wir Haben in der Corona-Krise doch schon viel geschafft:
- Der Zugang zu Läden und Veranstaltungen ? endlich überwacht!
- Das kontaktlose Bezahlen ? endlich kurz vor dem Durchbruch!
- Elektronische Krankenakten ? endlich viele Zweifel ausgeräumt.!

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Dienstag, 29. Dezember 2020
Das seh ich kritisch ...
… machtkritisch müsste man sagen.

Oder wie Petra Morsbach zum Thema Machtkritik sagt:
„Es ist ein Erbe des „Dritten Reichs. Es war ein gewaltiger Machtmissbrauch. Die Leute denken heute, wenn sie sich selber als machtkritisch empfinden, dann kann ihnen so etwas nicht passieren. Das ist genau der Irrtum, um den es hier geht." (Dlf am 28.12.2020, die Schriftstellerin Petra Morsbach im Gespräch mit Christiane Florin: „Dass Bischöfe um ihr Amt fürchten müssen, ist eine große Errungenschaft“.
)

Diesem Irrtum aber erliegen wir seitdem wir die Machtkritik auf unsere Fahnen geschrieben haben. Wir halten Kritik an der Macht für den Anfang vom Ende der Macht. Diese baut sich aber im gleichen Atemzug hinter unserem Rücken neu auf, mit stärkerer Legitimation und Motivation als vorher, indem sie auf ihre nunmehr breitere Basis hinweist. Etwas wackelig und herrisch im Abgang, kommt sie jetzt als Mainstream mit breiter Brust zurück. Kläglich nimmt sich Kritik dagegen aus. Der Hinweis auf die Mehrheit (ob berechtigt oder nicht) erschlägt alles und Macht braucht sich vor allem nicht im Einzelnen zu rechtfertigen. Vorpreschende Gewaltavantgarden, wie Schlägertruppen, sickern mit der Zeit ein in den Mainstream, natürlich nicht, ohne mit dem Zeigefinger auf die zu deuten, die angefangen haben.

Wie oft habe ich diesen Satz gehört: „Das seh ich kritisch“. Und dann kam eigentlich keine inhaltliche Begründung, sondern eine inhaltliche Pause. Das Verhalten als solches war somit pauschal inkriminiert, Grund: Machtdemonstration, aber manchmal reicht schon das Gefühl, was vorgesetzt zu bekommen. Mehr ein Unwohlsein ist’s als konkrete Kritik.

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Montag, 28. Dezember 2020
Kühn nicht Leverkühn
Anlässlich eines Spaziergangs nach Polling Obb. am 27.12.2020.

Dr. Faustus, Spätwerk Thomas Manns, spielt seine ganze Ambivalenz zwischen Kreativität und Kälte aus. Th. Mann ist der Dichter der Gespaltenheit. Ihm gelingt der grosse Schritt zum Sich-Eindenken in Menschen und ihm fehlt der kleine zum Sich-Einfuehlen.

Ob Adrian Leverkuehn, Künstler ohne Gefühl,j Felix Krupp, der Hochstapler, Gustav Aschenbachs und Tadzios Tod in Venedig: es fehlt immer dieses kurze Ende der Einfühlung und dass es fehlt, tut weh. Deutschen ist dies Gefühl (!) bekannt.

Manns eigener Weg vom unpolitischen Abgrenzer gegen
süd-westliche Politiktkulturen im Tagebuch eines Unpolitischen bis zum Exilamt und Ehemann einer jüdischen Professorentochter ist ein langer Weg des im Grunde konservativen Sprösslings aus einer Kaufmannsfamilie.

Der Sektkaufmann Felix Krupp hatte ja Berufsvettern, die, so im Falle meines Vaters, durchaus ehrbar eine Lehre bei Matthäus Müller machten, um studieren zu können, statt zur SA zu gehen. Nicht jeder der Sektkaufmann wird, ist tendenziell Hochstapler. Der Bodensatz der Ambivalenz ist Vorurteil und Unschärfe. Das tut weh.

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