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Mittwoch, 3. Juni 2020
Othering
kuehnesmallworld, 18:28h
beschreibt den Prozess, sich selbst und sein soziales Image hervorzuheben, indem man Menschen mit anderen Merkmalen als andersartig, „fremd“ klassifiziert. Es findet also eine betonte Unterscheidung und Distanzierung von „den Anderen“ statt, sei es wegen des Geschlechts, der Religionszugehörigkeit, der ethnischen Zugehörigkeit, der Nationalität, der sozialen Stellung innerhalb einer Gesellschaft, wie z. B. der Klassenzugehörigkeit, der Ideologie oder auch vermeintlicher biologischer Unterscheidungskriterien zwischen Menschen (vgl. Rasse bzw. Rassismus).
Soweit die Definition (wiki). Bis zum Rassismus, zur offenen, unumkehrbaren Abwertung braucht man gar nicht gehen. Wenn sich zwei Dörfer oder Familien in den Haaren liegen, hat man dengleichen Effekt: Die von Dingsda gegen die von Jenesda. Der Charm: Dieses Othering ist jedenfalls umkehrbar. Das Arbeiten mit, besser das Herstellen von Unterschieden, auch wo keine sind, gehört zum Sehen und „Scharfstellen des Objektivs“ des Menschen.
Soweit die Definition (wiki). Bis zum Rassismus, zur offenen, unumkehrbaren Abwertung braucht man gar nicht gehen. Wenn sich zwei Dörfer oder Familien in den Haaren liegen, hat man dengleichen Effekt: Die von Dingsda gegen die von Jenesda. Der Charm: Dieses Othering ist jedenfalls umkehrbar. Das Arbeiten mit, besser das Herstellen von Unterschieden, auch wo keine sind, gehört zum Sehen und „Scharfstellen des Objektivs“ des Menschen.
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Donnerstag, 14. Mai 2020
Es reicht nicht
kuehnesmallworld, 21:36h
Systemrelevant reicht nicht, überlebenswichtig muss es sein.
Ich verarzte kein System sondern einen Menschen.
Wenn ich dem Menschen (nur) als Teil des Systems helfe, bin ich zynisch.
Ich verarzte kein System sondern einen Menschen.
Wenn ich dem Menschen (nur) als Teil des Systems helfe, bin ich zynisch.
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Dienstag, 28. April 2020
Von der Sprachregelung zur Sprachreinigung II.
kuehnesmallworld, 12:16h
Es scheint so, als wolle man in Abständen Begriffe und Zustände wieder aufleben lassen. Oder besser gesagt: als griffe man auf diese zurück. Geschichte wirkt dann als Muster. So hat die Spaltung der potentiellen Demokratie-Verteidiger die Weimarer Republik zu Grabe getragen. So fand sich nun zu Zeiten der 68er die Spaltung zwischen Verfechtern des Bündnisses „nur“ der Demokraten versus eines Bündnisses aller „fortschrittlichen Kräfte“ wieder, die die Kommunisten eben nicht pauschal ausgrenzten.
Im Prinzip aber ging es um einen nachgeholten Kampf um die Demokratie, den diese Generation noch gar nicht ausgefochten hatte. Daher der erbitterten Kampf um Worte, der auch in den 68ern tobte, in denen ich erwachsen wurde. Daher meine Passion, selbst Worte zu finden, um nicht Kämpfe anderer zu kämpfen.
Eigene Worte und Wahrnehmungen stehen schnell unter dem Verdacht der Inkorrektness. Sie lassen sich zwar absichern durch Belege und Beweise, das Verfahren aber ist aufwendiger und differenzierter als das des schlichten Einspeisens von Mehrheitsmeinungen und Sprachregelungen. Gleichwohl beruft sich auch die nicht vorab durch Mehrheitssprech abgesicherte Meinung darauf, was die Demokratie konstituiert: Worte, Antworten, Widerspruch, Argumente, Dialoge. Diese beziehen sich auf andere Menschen, Meinungen, Aussprüche. Sie stehen nicht für sich allein, sondern sind Teil eines Kommunikationsprozesses.
Nach dem „Sieg“ der Demokratie jenseits der Mauer, vulgo Wiedervereinigung, kam die Revanche der Verlierer von '89, in Form der Wiederbelebung inkriminierter Begriffe, wie „Umvolkung“, die die endlich offenen Grenzen zum Anlass rassistischen Abgrenzung nehmen. Farbliche Begriffe, wie „rote Socken“ waren besetzt, also fand ein Rückgriff in der Sprache statt auf die Zeit davor. Wie sieht’s aus mit Polen, Tschechien und Ungarn? Rechtsruck kann man es nennen, aber das reicht nicht, um verständlich werden zu lassen, was passiert: Naemlich ein Rückgriff auf die Zeit der Diktatur, in der man kein anderes Mittel hatte, als das der Fundamentalopposition gegen die Übermacht, an deren Stelle jetzt Europa getreten ist. Die alten oppositionellen Eliten aber existieren noch und verführen angesichts des Teil-Rollbacks dazu, nicht zu beachten, wo die Geschichte weitergeht, nämlich z.Zt. in Österreich, in Italien, in Rumänien, in der Slowakei, wo die Bevölkerung dieses Hin- und Her zu einem Prozess der politischen Emanzipierung nutzt.
Sprachreinigung und kein Ende. Das Wort der Stunde ist „toxisch“. Plötzlich ist alles toxisch. Worte sind toxisch, Beziehungen sind toxisch, es wird von einem „digitalem Detox“ gesprochen. Sprachreinigung nimmt den Charakter von Desinfektion, Entgiftung an.
Im Prinzip aber ging es um einen nachgeholten Kampf um die Demokratie, den diese Generation noch gar nicht ausgefochten hatte. Daher der erbitterten Kampf um Worte, der auch in den 68ern tobte, in denen ich erwachsen wurde. Daher meine Passion, selbst Worte zu finden, um nicht Kämpfe anderer zu kämpfen.
Eigene Worte und Wahrnehmungen stehen schnell unter dem Verdacht der Inkorrektness. Sie lassen sich zwar absichern durch Belege und Beweise, das Verfahren aber ist aufwendiger und differenzierter als das des schlichten Einspeisens von Mehrheitsmeinungen und Sprachregelungen. Gleichwohl beruft sich auch die nicht vorab durch Mehrheitssprech abgesicherte Meinung darauf, was die Demokratie konstituiert: Worte, Antworten, Widerspruch, Argumente, Dialoge. Diese beziehen sich auf andere Menschen, Meinungen, Aussprüche. Sie stehen nicht für sich allein, sondern sind Teil eines Kommunikationsprozesses.
Nach dem „Sieg“ der Demokratie jenseits der Mauer, vulgo Wiedervereinigung, kam die Revanche der Verlierer von '89, in Form der Wiederbelebung inkriminierter Begriffe, wie „Umvolkung“, die die endlich offenen Grenzen zum Anlass rassistischen Abgrenzung nehmen. Farbliche Begriffe, wie „rote Socken“ waren besetzt, also fand ein Rückgriff in der Sprache statt auf die Zeit davor. Wie sieht’s aus mit Polen, Tschechien und Ungarn? Rechtsruck kann man es nennen, aber das reicht nicht, um verständlich werden zu lassen, was passiert: Naemlich ein Rückgriff auf die Zeit der Diktatur, in der man kein anderes Mittel hatte, als das der Fundamentalopposition gegen die Übermacht, an deren Stelle jetzt Europa getreten ist. Die alten oppositionellen Eliten aber existieren noch und verführen angesichts des Teil-Rollbacks dazu, nicht zu beachten, wo die Geschichte weitergeht, nämlich z.Zt. in Österreich, in Italien, in Rumänien, in der Slowakei, wo die Bevölkerung dieses Hin- und Her zu einem Prozess der politischen Emanzipierung nutzt.
Sprachreinigung und kein Ende. Das Wort der Stunde ist „toxisch“. Plötzlich ist alles toxisch. Worte sind toxisch, Beziehungen sind toxisch, es wird von einem „digitalem Detox“ gesprochen. Sprachreinigung nimmt den Charakter von Desinfektion, Entgiftung an.
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