Samstag, 20. Juni 2020
Würde und Heiterkeit
„Schauen und atmen und da sein, mit Würde und Heiterkeit seinen Lebensweg durchschreiten, einfach sein einfaches Werk tun, Mensch sein, sonst nichts, kein Schwärmer, kein Träumer, kein Tier, das seines Leibes sich schämt, kein Adept des Abgrunds.“ Bruno Frank (Christian Linder, Wiki)

Wuerde und Heiterkeit, würdevoll, heiter und schlicht gesagt: ein sonniges Gemüt. Wenn das ab und zu auch Wolken nicht ausschliesst. Diese heitere Schlichtheit, ich vermeide das durch falschen Gebrauch niedergetrampelte Wort Naivität, ist auch eine Waffe, die andere hilflos machen kann. Ihre Botschaft: Ich bin mit Gut und Recht Bürger, der in „Würde und Heiterkeit“ seinen Weg geht, kein idealistischer Ideologle, kein Weltuntergangsprophet. "Militant liberal" nennt das Christian Linder.

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Donnerstag, 18. Juni 2020
Die Denkmäler fallen
Shakespeare, Churchill, Kant die Denkmäler tragen Blessuren davon, manchen werden umgesaegt, fallen ins Wasser usw. Der Philosoph Kannst wird sich neben dem Verweis auf den Kategorieschein Imperativ fortan die Bemerkung gefallen lassen, er habe leider auch den Begriff Rasse mit in die Welt gesetzt.

Mir fällt Gustav Heinemanns Zitat von 1968 ein, wer mit dem Finger auf Anstifter und Unterer weise, der zeige mit den andern drei Fingern, ob er will oder nicht, auf sich zurück. Das ist ein Bild und es ist eingaengig, deswegen habe ich es nicht vergessen. Und es bietet duem ebenfalls auesserst anschaulich agierendem Zeigefinger angemessen Paroli. Grober Keil für groben Klotz.

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Donnerstag, 4. Juni 2020
Binäre Codes und komplexes Denken (für SEO-Opfer)
Binäre Codes und komplexes Denken von Jakob Tanner (2019)
Ist die Vorlage meiner Zusammenfassung und Reflektion:

Kultureller Reichtum wird runtergebrochen auf binäre Information (93), so die Eingangsthese von Tanner, ein Schweizer emeritierter Professor, der überfällig Aktuelles von sich gibt. Schon der Titel ist angenehm umfassend und grundsätzlich. Das uns meist beschaeftigende Thema SEO ist mit drin, aber nicht darauf beschränkt. Ich weiss: SEO funktioniert auch nur für Suchmaschinen, und da auch nur für bestimmte. Thema und Problem sind aber ungleich grösser, worauf Tanner aufmerksam macht. Dass der kulturelle Reichtum runtergebrochen wird auf die binäre Information, hätte man geahnt, aber hat man es gewusst und so formuliert?

Was man aber ziemlich sicher so nicht gewusst hat: Das Verfahren, alles aber auch alles in binäre Information zu verwandeln selbst ist alinguistisch (aha), dass heisst, selbst nicht linguistisch. Es basiere, so Tanner auf (dem Zählen von) Grundeinheiten (Ngram genannt), wie Worte, Silben usw. Der Korpus, des zur Masse aufgepumpten Untersuchungsgegenstand, ist und bleibt deshalb intransparent (96 ff.). Transparenz könnte nur entstehen, wenn die Untersuchungsinstrumente aus dem gleichen Holz geschnitzt wären wie der Stoff, der untersucht wird, schliesse ich daraus.

Dies „Ausweichen“, so nennt es der Autor, in die Masse sei eine einzige Provokation für jede Sozial- und Geisteswissenschaft und degradiere diese zu einer Form von Echtzeit-Statistik, die simultan nach allen gewünschten und zählbaren Kriterien mitzählt, auszählt und auswertet (98).

Dabei weiss man doch, frei nach dem Historiker Kosseleck und seinem Historischen Lexikon, dass sich gerade an den Trennschärfen Grundbegriffe herstellen wie z.B. an historischen Umbrüchen, mittels derer sich der Geltungsbereich des einen vom Geltungsbereich des anderen Bergriffs absetzen lässt (99).

Erkenntnisgewinn, und damit erreicht Tanner den Gipfel seiner Argumentation, sei aber ausschließlich möglich, wenn der Untersuchungsgegenstand durch wissenschaftliche Analysekriterien (z.B. historische, sprachphilosophische, linguistische ) zunächst theoretisch gefasst, präzisiert und theoretisch fundiert wird, was schlicht das Gegenteil des massenhaften Aufblasens ist.

Hätten Sie das gewusst? Ich hätte nicht gewusst, dass man es so uebersichtlich ausdrücken kann.

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