Montag, 11. März 2019
Es kreuzt sich
Kommunikation heisst der Ort, an dem sich fuer mich zwei Wege kreuzen.

1. Der in die Vergangenheit und da spricht Viktor Klemperer zu mir. Aus seinem Buch LTI ueber die Sprache des 3. Reiches (tertium). Klempererer spricht 1946 als Ertragender, der diese Sprache 12 Jahre aushalten musste.

2. Der in die Zukunft, aus der Harald Welzer in die Gegenwart spricht, der Zukunft der Sprachpolizei, die sich versteigt, Ausdrücke wie Standpunkt zu zensieren, weil dieser Leute, die nicht stehen können, diskreditiere.

Man wird mir demnächst begegnen können an diesem Ort. Hier.

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Freitag, 8. März 2019
Durchblick bekommen,
durchzublicken durch widersprüchliche Phänomene und Ausdrucksformen, durchzublicken auf den Grund der Dinge, die im offensichtlichen Widerspruch zur aktuellen Wahrnehmung stehen.Ein Beispiel:

Der Soziologe Norbert Elias (20. Jahrhundert) sieht ein Hinter-die-Kulisse-Verlegens der Scham und der Schamgrenzen, was zur Zunahme von Sublimierung und Schamhaftigkeit fuehrt,
während sein damaliger Kontrahent Hans Peter Dürr (20./21. Jahrhundert) mit Blick auf Naturvölker von (partiellen) Modellen sich erhaltener und verbreitender Schamlosigkeit ausgeht.

Was denn nun? Wer älter wird, neigt sowieso zu letzterem, weil, was er sieht, dem widerspricht, was er gelernt hat. Alles wird anders, wenn nicht besser. Es braucht Durchblick, um durch Gefühl und Trend hindurch, Entwicklungen zu sehen.

Gretchenfrage: In Zukunft also mehr oder weniger Kontrolle?
Es fällt auf, dass wir Gesetze haben, die offen nicht befolgt werden (CO2-Ausstoss, Datenschutz) und im Einklang stehen mit einer gewissen Regelungswut in allen Bereichen unseres Lebens.

Also: Brauchen wir mehr oder weniger Gesetze?
Der Durchblicker sagt: Mehr derselben ist angesichts der Zunahme des Regelungsbedarfs und der Regelungsbeduerftigen eine Sackgasse, die nicht weiterführt.

Mein Schluss: Weniger aber einschneidende (nicht: drakonische) Gesetze.

So einen unbequemen Durchblick, der die Symptome und Erscheinungen durchblickt, benötigen wir. Wird denn wirklich alles besser und fortschrittlicher? Der Soziologe Harald Welzer wagt die These: Nein.

Allein dies Wagnis vermag unserem Denken eine andere Richtung zu geben. Kann die Gegenrichtung gedacht werden, ergeben sich ganz andere Hypothesen und Folgerungen:

Noch ein Beispiel: Automatisierung bedeutet nach Welzer nichts weniger als Verarmung: Aus den vielen verschiedenen Facetten des Erlebens und Anschauung wird ein (viereckiger) Bildschirm, auf dem sich vor dem allermeist sitzenden User abstrahierte, wenn nicht gleich virtuelle Realitäten abspielen.

Die Verarmungsfährte lässt selbst buntige Fortschrittspropheten auf dem Fusse kehrt machen. Der Treck ist nicht ohne Gefahren: Prompt gesellen sich Esoteriker und Naturphilosophen zu einem. Aber der Grundgedanke strotzt nur so von Rationalität.

Nach einer sich libertär gebenden Zeit des anything goes scheint nun die Lust an der normativen Zeit durchzubrechen. Dahinter aber kann man schon Umrisse des Kommenden erahnen: Das Pendel schlägt zurueck sagen die einen, die laengst ueberfaellige Selbststeuerung gewinnt die Oberhand hoffen die anderen.
Über allem steht die Frage:
Wie kann man verhindern, dass wir nach zwei Massendiktaturen der faschistischen wie der kommunistischen Manier wiederum in einer nun Digitale Diktatur landen?
Welzer zitiert zum guten Schluss in seinem neuesten Buch (Alles könnte anders sein, 2019) Norbert Elias zum aus verschiedenen Komponenten (sozial politisch, historisch, persönlich usw.) gefügten Zeitbegriff, um uns auch diesen Zahn unserer Zeit als quasi vorgegebenen Tatbestand zu ziehen.

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Mittwoch, 13. Februar 2019
Let it be, let it be, let it be II
Weitere nachhaltige Innovations-Ideen

1. Im Reich der täglichen Notwendigkeit: Soziale Innovationen, wie die Kinderbetreuung

Beispiel: Sira Projekte GmbH;: www.sira-kinderbetreuung.de
Es handelt sich Grosspflegeeinrichtungen für Kleinkinder, die
in einem kreativen Prozess zu Mini-Kitas umgedeutet und damit
weniger Einschränkungen unterliegen als Erziehungsinstitutionen.

2. Im Reich der täglichen Notwendigkeit: Soziale Innovation, wie die Altenpflege
Angesichts teurer und knapper Altenheimplätze hier meine Idee:
Macht Hotels zu Altenheimen bzw. Hotel- zu Altenheimzimmer und umgekehrt.

Für die entsprechende Türbreite (Mobil-Betten), Barrierefreiheit
Fahrstühle kann gesorgt werden.
Das ist ökonomisch sinnvoll (Demografie Schwankungen) und kann die Integration fördern. Es kann auch Kombi-Belegung geben (geschossweise).

3. Kaum zu glauben: Wortwörtlich und buchstäblich das Wort. Das Wort, das trifft, es auf den Punkt bringt, Vorstellungen und Bilder füttert und so eine Brücke baut vom abstrakten, digital übermittelten Wort zum analog fassbaren Sinn.

Wie bildhaft fassbar ist das Wort 'handgreiflich'! Oder der Spruch 'in die Pfanne hauen', nein, nicht das Ei, einen Menschen.

Worte steuern die Vorstellung, den Sinn.
Das ist was anderes als (wieder) richtig zu schreiben, damit uns die Suchmaschine findet oder aus dem gleichen Grund jedes Wort zu wägen, damit es die Suchmaschine findet.

Apropos Suchmaschine:
Auch die Suchmaschine ist ja keine mechanische Maschine, sondern unsere übertragene Vorstellung von einer Maschine, die Wörter sucht, durch die Wörter geschickt und "gedreht" werden. Nichts davon stimmt. Es handelt sich um eine Ver-Analogisierung.

Auch das Ergebnis ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben: Die Maschine findet nicht ein gesuchtes Wort, sie findet hunderte, ach, was sag ich: hunderttausende. Dann heisst es weitersuchen.
Nicht das Finden des einzelnen Wortes ist also das tatsächliche Ergebnis, sondern das Hervorbringen einer Menge ähnlicher Resultate, die eine unscharfe Wortschneise ins Dickicht schlagen.

Es ist gerade die Unschärfe, die mich finden lässt, was ich nicht gesucht habe. Allerdings macht das Fundstück Sinn. Das Wort, das falsche oder in falschem Zusammenhang, war Lotse zum Sinn. Sinn, den ich gesucht habe.

4. Nachhaltige Innovation durch Technik von gestern.

Nicht nur die Unschärfe der Suchmaschine ist aktuell sondern auch jene Unschärfe, wie sie die "analoge Fotografie" des 19. Jahrhunderts als einstellbare "Tiefenschärfe" hervorgebracht hat.
Mitte des 19. Jahrhunderts (1863) brachte die geniale Dilettantin Julia Margaret Cameron eine wohl in der Malerei aber nicht in der
Fotografie bekannte Innovation in die Fotografie brachte, indem sie bewusst mit Unschärfe arbeitete, um Innenleben und Motive der portraitierten Person darzustellen und im Kontrast dazu nur wenige scharfgestellte Aspekte hervorhob (Julia Margaret Cameron Die Erfinderin der Nahaufnahme, Dlf 26.01.2019).

Und das in einer Zeit, in der sich die Profis händeringend bemühten, von vorn bis hinten die Realität so realistisch und scharf wie möglich zu bekommen! Da kommt ein Laie, arbeitet gezielt mit Unschärfe und macht aus der Not ein künstlerisches Mittel und daraus eine sinnvolle Sicht der Dinge und Menschen.

in der heutigen Zeit, in der digitale Fotografie alles scharf stellt, erscheint die analoge Fotografie auf der Bildfläche und entdeckt Unschärfe als Mittel. Viel mehr als Gag und Nostalgie ist das, es ist die Wiedererschaffung des Instrumentellen, das durch die Perfektion verloren ging.

Ergo und summa: Innovation ist mehr als an alles Analoge einen digitalen Motor zu schrauben und allein schon durch das Tempo
so zu tun als gäbe es einen qualitativen Sprung

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