Montag, 28. Dezember 2020
Kühn nicht Leverkühn
Anlässlich eines Spaziergangs nach Polling Obb. am 27.12.2020.

Dr. Faustus, Spätwerk Thomas Manns, spielt seine ganze Ambivalenz zwischen Kreativität und Kälte aus. Th. Mann ist der Dichter der Gespaltenheit. Ihm gelingt der grosse Schritt zum Sich-Eindenken in Menschen und ihm fehlt der kleine zum Sich-Einfuehlen.

Ob Adrian Leverkuehn, Künstler ohne Gefühl,j Felix Krupp, der Hochstapler, Gustav Aschenbachs und Tadzios Tod in Venedig: es fehlt immer dieses kurze Ende der Einfühlung und dass es fehlt, tut weh. Deutschen ist dies Gefühl (!) bekannt.

Manns eigener Weg vom unpolitischen Abgrenzer gegen
süd-westliche Politiktkulturen im Tagebuch eines Unpolitischen bis zum Exilamt und Ehemann einer jüdischen Professorentochter ist ein langer Weg des im Grunde konservativen Sprösslings aus einer Kaufmannsfamilie.

Der Sektkaufmann Felix Krupp hatte ja Berufsvettern, die, so im Falle meines Vaters, durchaus ehrbar eine Lehre bei Matthäus Müller machten, um studieren zu können, statt zur SA zu gehen. Nicht jeder der Sektkaufmann wird, ist tendenziell Hochstapler. Der Bodensatz der Ambivalenz ist Vorurteil und Unschärfe. Das tut weh.

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