Donnerstag, 5. Juli 2018
Bildung im digitalen „Zeitalter“
Nach der Rede zum Verhältnis zwischen analog und digital hier das Statement zur Bildung.

Von Bildung ist viel die Rede, gemeint ist aber meist Wissen. Dabei sind die Grundlagen der Bildung dieselben wie die Grundlagen des Menschseins. Bilden heisst Formen. Der Mensch, dieser oder jener, sieht und hört dieses oder jenes mit seinen eigenen Augen und Ohren. Er macht sich sein Bild, bildet sich sein Urteil. Er verhält sich zu seiner Sicht, seinem Urteil, korrigiert , überdenkt, reflektiert. Das ist Bildung. Das erklärt, warum trotz dünner Wissensbasis ein Mensch ein gebildeter sein kann.

Der Mensch ist aber auch einer, der sich zu den Mitteln verhält,
zu den Instrumenten, mit denen ich mir Wissen zuführe, den Stoff, aus dem dann Bildung wird. Mit diesen Instrumenten arbeitet er, er arbeitet daran, sie zu optimieren. Wissen zu perfektionieren. Das erklärt, warum manche Menschen, obwohl sie viel wissen, ungebildet sind und bleiben.

Was ist für die Bildung und den Wissenserwerb abzuleiten ?

a) Das zweite (Weltaneignung) tun und das erste (Arbeit an sich) nicht lassen.

b) 1 exemplarischen Bildungsgang, vielleicht sogar Fragmente einer Berufslaufbahn sollte man sich schon gönnen, wenns geht. Aber das muss dann auch reichen, jedenfalls den meisten, um grundsätzlich zu wissen, wie Bildung und Beruf funktionieren.

Wichtiger aber ist zu wissen, dass Wissen in Modulen geschieht und erworben wird. Ja, es gibt Grundlagen, aber die kommen in unterschiedlichen Zusammenhängen vor und werden ganz verschieden zusammengesetzt. Deshalb gibt es verschiedene Wissens-Architekturen. D i e Bildungsgrundlagen gibt es nicht.

Beispiel:

Ein flottes Startup mit dem Präfix NEURO, bekannt von Neuro-Dermitis, Neurologie, Neuro-Psychologie, Neuro-Chemie, Neuro-Wissenschaft kombiniert frisch & unbekümmert NEURO mit dem Postfix SPIRIT und „verkloppt“ damit eine App, die den User

- „in Kontakt mit ... Gefühlen und inneren Bedürfnissen“ bringen
- ihm hilft, sich in eine „positive Gemütslage zu manövrieren“
- durch so banale Mittel wie „individualisierte Sprachaufnahmen“
- Musikbausteinen
- „humoriger Info-Videos ergänzt durch
- On-/Offline-Offers (Video-Chat, One-on-One-Coaching, Seminare)

Man sieht: Innen (Bildung) und Aussen (Wissen) gehen hier bunt durcheinander. Ungeachtet des fröhlichen Durcheinanders sollte klar werden, besser klar bleiben, was passiert: Zunächst einmal nichts neues. Denn wir wissen: Man kann uns aufheitern durch Anregungen von aussen.

Aber: Dass eine APP, und zwar diese APP einen „in Kontakt mit seinen Gefühlen und inneren Bedürfnissen“ bringt und bringen soll, das ist allerhand. Es kann ja alles sein, aber vor allem der Anspruch ist sensationell: Eine App, diese App? (Hört, hört!)

Da wird man schon mal dazwischen funken dürfen, nicht um das Angebot „madig“ zu machen, sondern um sich darüber klar zu werden, was da passiert bzw. vermischt wird:

Bildung, ok, das ist das eine, die „One and only“- APP das andere. Das Chaos ist beabsichtigt. Unser Oberstübchen sei auch schon durchlässig, sagen die IT-Propheten, der Chip sei schon so gut wie im Gehirn implementiert.

Der Zauberlehrling - Bildungsgut, das dank Walt Disneys Mickey Mouse jedes Kind kennt- bugsiert die Besen, also die Werkzeuge nach der Flut in die Ecke mit der Einsicht, nur ein Lernender zu sein, nicht der Meister, dem die Werkzeuge nicht mehr gehorchen.