Mittwoch, 13. September 2023
mb - today
Beugen oder eilen.

Sonderform vorbeugenden Gehorsams ist das
Vorauseilen. Sogar. dann nämlich, wenn nicht
bekannt ist, was künftig von mir verlangt wird.
Bloss nicht zu spät kommen, heisst die Devise.

Martin Buber dürfte mit vorauseilend Gehorsamen
en masse in Kontakt gekommen sein. Die also, die,
nicht mal Opposition sind, sondern die vorauseilen,
als sei es überhaupt nichts ungewöhnliches.

Die sich beugen vor Augen, überholen dich die Eilenden.
Deshalb war M. Buber auch Streit und Dialog so wichtig.

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Freitag, 8. September 2023
mb - today
Erste Übersicht: Lage des Zuhörens und der Zuhörer
vgl. s. Artikel (DLF 8.09.23)

1. Wir sollten einander mehr zuhören

Hier wird vor allem die Unsitte des Unterbrechens angeprangert sowie volle Konzentration aufs Zuhören gefordert. Darunter fällt das Nachfragen und das Sich-Versagen jedweder Relativierung. Man spricht nicht zufällig davon "ganz Ohr" zu sein. Konzentriertes Zuhören lässt sich sogar als Inspiration für gute Gedanken bewerten. Der Blick geht also ins Detail und hat einen (überraschend) positiven Touch.

2. Chr. Buchs, Gründer des Zuhör-Kiosk in der U-Bahn Hamburgs. "Es hört einem ja keiner mehr zu."

Das ist noch am ehesten der Sound, unter dem das Thema meist abgehandelt wird. Es geht noch weiter: Das Zuhören nämlich versetze eine/n in eine von der Optik her betrachtet, zunächst passive Position. Dahinter lässt sich ein Zitat Martin Bubers hören: "Leben heisst angeredet werden" (M Buber Zwiesprache 1954).

Danach geht es sogar um (aktives) anreden (!), nicht (nur) ums Gespräch, das Christoph Quarch "das Gespräch des Lebens" nennt. Werde Ansprechen und Anspruch abgewehrt, seien Einsamkeit, Gegeneinander und (wörtlich) ZERSTÖRUNG DER NATUR die Folge (!). Eines der wenigeren Male, bei denen Umweltthematik im Zusammenhang der Dialogphilosophie auftaucht.(Vgl. CHRISTOPH QUARCH, DAS GROSSE JA; Akademie 3 (Beitrag über geistiges Paradigma).

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Dienstag, 5. September 2023
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Territorium.
Bis zum 4. Lebensjahr in Wien lebend, wuchs Martin Buber in Lemberg bei seinen Grosseltern auf. In Leipzig, Berlin und Zürich studierte er Philosophie, Psychiatrie, Germanistik. Über 20 Jahre lebte Buber in Heppenheim an der Bergstrasse. Er lehrte in Frankfurt und Jerusalem.

Bubers Hintergrund war multikulturell, ihn selbst könnte mensch als Multi-Migranten bezeichnen. Sicherlich ein Schicksal, vor allem aber ein Vorsprung, geht es nämlich ums vernetzte Denken. Bubers Lebensradius ist deckungsgleich mit den Kernbereich und Kernbestand des europäischen humanistischen Denkens seiner Zeit, Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts. Seine vielen Reisen, sein Horizont, der bis nach Asien und Nordamerika reichte, die vielen (7) Sprachen, die er sprach, sind noch nicht mitgezählt.

Bubers Territorium war Europa, sein kulturelles Gravitationszentrum war die Philosophie Europas.
Das Territorium ist mehr als ein Ort, es definiert, wie bei Buber, den geistigen Standort, bezeichnet seine Position in der Konfrontation mit den Rechtsradikalen in den Nationalstaaten. Das Territorium ist mit verantwortlich für die Ausgestaltung des Feindbildes im Detail. Der ostjüdische Hintergrund der ihrerseits nach Lemberg zugewanderten Bubers, seine Parteinahme für eine eigenständige jüdische Identität lange vor der Gründung des Staates Israel, fügt sich in den Frontverlauf rassistischer Angriffe auf Buber.

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