Freitag, 14. Oktober 2022
Wieso ?
Wieso ein Gott, der stirbt mit einem Verbrecher zur Linken und einem Verbrecher zur Rechten ?

Wo kommen all die Ehebrecher, Diebe, Lügner, Weinsäufer, Selbstgerechten in der Bibel her ?

Wieso dies ewige Geschwätz vom Sündigen und Vergeben ?


Weil die schlechte Gesellschaft der einzige Weg ist, der ?guten? Gesellschaft der Mitläufer, Lügner und Täuscher zu entkommen.

Deren hohe Ansprüche längst plattgefahren sind bis zur völligen Profillosigkeit wie ein alter Reifen.

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Dienstag, 11. Oktober 2022
Bruno Latour, humorbegabter Denker aus Frankreich
Zu Beginn des Essays (Der Berliner Schluessel) erklärt Bruno Latour, dass es für ihn weder Subjekte noch Objekte gibt.[5] Er ist der Auffassung, dass Objekte Ansammlungen von sozialen Praktiken und Handlungsskripte bzw. Aktionsprogramme in sich tragen. Aufgrund dessen übernehmen sie die Rolle eines ?Mittlers?. Der Mittler ist in diesem Kontext nicht nur für die Kommunikationsübertragung zwischen materiellen Dingen und sozialen Handlungspraktiken zuständig. Seine Aktion ist vielmehr die Vermittlung zwischen Menschen und Dingen. Dadurch wird ?der Sinn [eines Gegenstandes] nicht mehr bloß vom Medium transportiert, sondern teilweise konstituiert, verschoben, neu geschaffen, modifiziert, kurz: übersetzt und verraten?.[6] Der Mittler wird zu einem sozialen Akteur.[7]

Das alles belegt Latour anhand eines Schlüssels. Gebrauch ist nicht nur Gebrauch, Anwendung nicht nur Anwendung. Wer sich die Entwicklung der Zeit und die Zeitenwende vor Augen führt, sieht wie sich Gegenstände und mit ihnen wir verändern. Zum Schlüssel. Sofort stellt sich die Frage, welcher Schlüssel? Von Digital bis Eisen oder BKS ist alles da. Und mit dem Schlüssel stellt sich die Frage, wie mensch ihn einsetzt und welche Möglichkeiten er bietet.

Das ist genau das Gegenteil festgelegter Definition. Genau das Gegenteil der deutschen Ding-Welt, in der alles, aber auch alles, substantiviert wird. Substantive, die den Blick auf das Handeln, die Bewegung verstellen. Eine wichtige Erkenntnis in Zeiten des Revivals von Natur und Nachhaltigkeit. Nein, es geht nicht zurück. Voran geht?s auch nicht. Aber es geht. Banaler geht?s nicht.

?Sobald die Worte »modern«, »Modernisierung«, »Moderne« auftauchen, definieren wir im Kontrast dazu eine archaische und stabile Vergangenheit. (Bruno Latour, Wir sind nie modern gewesen, S. 18). So wie wir nie modern gewesen, sind wir nie Teil der Natur gewesen, lässt sich messerscharf folgern. Es gibt kein zurück. Es gibt nur das Leben, das natürlich und modern, archaisch und modern ist. Und schon stehen wir im Märchenwald unserer Kindheit, fürchten uns vor Gespenstern, suchen mit dem Navi die Auffahrt der Brennerautobahn. Nein, ich steh nicht nur im Wald, nein ich such nicht nur die Autobahn. Aber vom Schluessel ausgehen, um starten zu können, wohin auch immer, das geht.

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Freitag, 23. September 2022
Joachim Hake übers Abschreiben
"Außerdem mache ich mir tägliche Notizen. Abschriften mischen sich mit eigenen Aufzeichnungen. Aus diesen Notizen sind im Laufe der letzten Jahre zwei Notizbücher entstanden."(https://www.deutschlandfunkkultur.de/trauerbewaeltigung-trost-im-lesen-und-schreiben-finden-100.html).

Joachim Hake, Theologe, schreibt ab aus Büchern, so wie ich vom Radio und aus dem Internet. Das sei ein Akt der Verlangsamung von oft Gehörten und hastig Überhörtem. Das fügt er heute im Dlf-Interview im Nachgang sozusagen hinzu.

Oft nämlich ist das Hören und Lesen der Auslöser für die eigene Äusserung und Meinung. Es geht also noch anderen so: Keine Buch-Blogger sondern Text-Blogger. Ohne den Glanz einzigartiger Kreativität und echter Originalität dafür aber ehrlicher, was das Zustandekommen von Geistesblitzen angeht. Die sind auch nicht einfach aus heiterem Himmel da, sondern sind atmosphärische
Entladungen.

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