Freitag, 25. Oktober 2019
Surfen ist auch ein Weg
Surfen: genial das Wort. Genial treffend, genial missverständlich. Getroffen ist das Gleiten, von einem zum andern. Missverstanden ist, wenn gehört wird: Man bleibt an der Oberfläche. Da muss man keineswegs bleiben. Nicht nur, wenn es einen umhaut, in die Tiefe zieht, dass einem Hören und Sehen nicht vergeht, sondern völlig neu geschenkt wird.

Surfen tut man erst, seitdem es das Internet gibt. Vorher musste man dazu ins Wasser fallen. Dann hiess es von einer Idee /Thema zum anderen zu springen, negativ war das meist gemeint.

Auf Akademisch heisst das auch „eklektizistisch“ und meint: anscheinend willkürlich herausgegriffen. Gebraucht wurde das Wort, um aus den ideologischen Silos ausbrechen zu können.

Die Bewegungsform der Surfens wird erst möglich durch das Internet, durch die Leichtigkeit des Zugangs. Ein Zugang, der Missverständlichkeiten in Fülle bietet. Da steht Werbung neben Fach-Ausdruck neben Belanglosem. Die Möglichkeit des Missverstehens überwiegt die Möglichkeit des Verstehens bei weitem. So weit, dass ich anfange weiterzusuchen bis ich Belege und Beweise dafür habe, dass ich gefunden habe, was ich suche.

Witzigerweise surfe ich fast nur von Wort zu Wort (auch wenn es Bildersuchmaschinen gibt). Ein einziger Buchstaben zuviel oder zu wenig und dir kann eine ganz andere Welt zustossen. Dann stehen nicht mehr nur Worte zur Wahl sondern Kapitel, Absätze, Abhandlungen, Einblicke. Ein Labyrinth tut sich auf, es zwingt mich, einen Weg zu gehen, meinen Weg.

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Donnerstag, 24. Oktober 2019
Klarname Fontane
Seiner eigenen Ambivalenz kann man, so Ijoma Mangold in der Zeit vom 4.10. hervorragend bei Theodor Fontane auf die Spur kommen, der ein Leben lang hin und hergerissen war zwischen revolutionär und konservativ, dann auf Abwege geriet als Zensor und Spitzel. All das auf dem Weg zum anerkannten Literaten.

Fontane ist der personifizierte Widerspruch zum monolithischen Gesinnungstäter, der solang in dieselbe Kerbe haut bis er selbst in das Loch fällt. Fonty, wie Grass Fontane nennt, hat dagegen ein „weites Feld“ unter den Füssen. Mit reichlich politischen Fussangeln und reichlich charakterlichen Fussangeln. Ein Feld, das wir in Deutschland nur zu gut kennen.

Nicht nur das Deutschland der Dichter und Denker auch das Mutter- und Vaterland der rechten und linken Extremisten und Ideologen. Ein weites Feld für Spitzel und Denunzianten aller Provenienz. Weites Feld für Saubermänner und Schmuddelkinder. Das Land der Reformation, das Land von Karl Marx, das Land der Nazis. War die Spaltung zuerst oder die Ambivalenz?

Zurück zu Ijoma Mangold:
Fontane habe glänzende Charakterisierungen seiner Protagonisten geliefert. Fontane habe Anstand bei der Annäherung an seine Charaktere gewahrt und zwar auch und gerade angesichts der inneren Zerissenheit seiner Helden.

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Dienstag, 15. Oktober 2019
Kühne gibt seinen Senf dazu: Demografischer Wandel
Nachdem man uns seit 1-2 Dekaden eingestimmt hat auf das demografische Schrumpfen, am 10. Oktober 2019 die Botschaft:

„Entgegen früheren Prognosen schrumpft Deutschland nicht, im Gegenteil: Die Bevölkerung ist mit 83 Millionen auf eine Rekordmarke gestiegen. Die Geburten nehmen zu, es gibt mehr Zuwanderer und Hochbetagte, doch die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Das hat Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Bevölkerung.“ So Ingeborg Breuer im DLF am 10.10.19 (demografie-die-bevoelkerungspyramide-aendert-sich)

Das Vertrauen in Aussagen vom wissenschaftlichen Katheder dürften solche Wandlungen nicht besonders stärken.

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