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Freitag, 13. September 2019
Das Gleiche und das Andere - Theorie und Erfahrung
kuehnesmallworld, 15:53h
1. Über Armin Nassehi: Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft (Neuerscheinung 9/2019); in: Dlf 24.8.19
Für Nassehi ist Beispiel dafür die Datenschutzgrundverordnung. Die Idee der DSGVO sei genial, doch die Praxis unterscheide sich stark davon. Denn es seien zwar rechtliche Regulierungen geschaffen worden, die den Leuten am Smartphone zeigt, was die Apps mit ihren Daten machen. Doch das eigentliche Problem, nämlich die Technik, die es möglich macht so viele Daten zu sammeln, ist immer noch dieselbe und sammle fleißig weiter.
Darum ist es in seinen Augen wichtig zu verstehen, dass Menschen zwar von Technologie angezogen würden, diese aber auch eine Bedrohung darstelle. Es sei naiv zu glauben, dass Warnungen zu einem veränderten Nutzungsverhalten führen würden, so Nassehi. Darum sei es wichtig, einen Diskurs zu finden, der tatsächlich zu einem anderen Verhalten führt.
Kommentar Kühne:
Das entscheidende Wort ist „sammeln“. Das Prinzip des Sammelns ist das den Problemen gemeinsame Merkmal.
Das „andere Verhalten“ folgt einem anderen Prinzip: Das des Unterschieds, der Alternative.
2. Die narrative Alternative zum wissenschaftlichen Exkurs: Erinnerungen an die Zukunft
Nach 50 Jahren in derselben Urlaubsregion. Das mach ich nicht gerne. Letztens gings. Denn es war nicht dieselbe Region. Herrmann Hesse war dazugekommen: Der Monte Verita bei Locarno, Montagnola bei Lugano. Aber nicht nur er. Denn ich sah die Region mit anderen Augen. Mit meinen („neuen“) Augen. Die bestätigten mir, dass ich ein anderer war, gerade die Erinnerung tat das. Ich erinnere mich in Lugano, dass ich eine Erwartung an die Zukunft hatte, die damals nicht mehr sein konnte als eine Haltung. Aber diese Haltung hatte ich schon, wenn auch im Wesentlichen unformulierbar. Und an die erinnere ich mich.
Für Nassehi ist Beispiel dafür die Datenschutzgrundverordnung. Die Idee der DSGVO sei genial, doch die Praxis unterscheide sich stark davon. Denn es seien zwar rechtliche Regulierungen geschaffen worden, die den Leuten am Smartphone zeigt, was die Apps mit ihren Daten machen. Doch das eigentliche Problem, nämlich die Technik, die es möglich macht so viele Daten zu sammeln, ist immer noch dieselbe und sammle fleißig weiter.
Darum ist es in seinen Augen wichtig zu verstehen, dass Menschen zwar von Technologie angezogen würden, diese aber auch eine Bedrohung darstelle. Es sei naiv zu glauben, dass Warnungen zu einem veränderten Nutzungsverhalten führen würden, so Nassehi. Darum sei es wichtig, einen Diskurs zu finden, der tatsächlich zu einem anderen Verhalten führt.
Kommentar Kühne:
Das entscheidende Wort ist „sammeln“. Das Prinzip des Sammelns ist das den Problemen gemeinsame Merkmal.
Das „andere Verhalten“ folgt einem anderen Prinzip: Das des Unterschieds, der Alternative.
2. Die narrative Alternative zum wissenschaftlichen Exkurs: Erinnerungen an die Zukunft
Nach 50 Jahren in derselben Urlaubsregion. Das mach ich nicht gerne. Letztens gings. Denn es war nicht dieselbe Region. Herrmann Hesse war dazugekommen: Der Monte Verita bei Locarno, Montagnola bei Lugano. Aber nicht nur er. Denn ich sah die Region mit anderen Augen. Mit meinen („neuen“) Augen. Die bestätigten mir, dass ich ein anderer war, gerade die Erinnerung tat das. Ich erinnere mich in Lugano, dass ich eine Erwartung an die Zukunft hatte, die damals nicht mehr sein konnte als eine Haltung. Aber diese Haltung hatte ich schon, wenn auch im Wesentlichen unformulierbar. Und an die erinnere ich mich.
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Mittwoch, 21. August 2019
Naivität a la mode von Jean-Paul
kuehnesmallworld, 11:44h
Jean-Paul, der Historische ist gemeint, Ängste und Gespenster waren das Erbe seiner Kindheit. Sein Vater, der Herr Pfarrer, hat ihm damit gedroht. Die Gespenster, das Unerklärliche, Irrationale lag in der Zeit, die auch „schwarze“ Romantik genannt wurde und der Aufklärung folgte. Seine Perspektive vom Himmel in die Hölle und zurück mit ausgiebigen Zwischenstopp im Alltäglichen war seine ganz eigene Antwort darauf.
Goethe; ETA Hoffmann, Grabbe tragen die Spuren der „schwarzen Romantik in sich und an sich. Eine Gegen-Bewegung gegen aufgeklärte Aufklärung und Selbst-Ermächtigung der Aufklärer. Dagegen hilft nur die Liebe fürs Kleine, Naive, Beschauliche auch. Wir belächeln es als komisch. Die Proportionen kommen uns von aussen unverhältnismässig vor. Dieselben vermitteln und von innen Geborgenheit, Gewohnheit, Vertrautheit.
Moderner Ableger der Aufklärungseuphorie ist die „Deutungsekstase“. Aus der grossen Auswahl an Bedeutungen und Interpretationen wird alles zusammengeschraubt, was auch nur andeutungsweise zu passen scheint. Bei mir haben andeutungsweise die biografischen Bruchstücke Russland und Psychiater gepasst, die es literarisch nicht nur auf die ersten Seiten der Grass’schen Blechtrommelei geschafft haben.
Es war nicht das einzige verführerische Deutungsangebots für Erzieher und Pubertätswächter, kurz alle die, die das Muendig-werden überwachen. Mich, dem ich durch den Türspion meinerseits die Beobachter beobachtete, beschleicht das Gefühl, dass manche meiner Gegenüber hinter der Tür regelrecht den Verstand verlieren, wenn sie sich in das Objekt ihrer Beobachtung vergucken und deutungsschwer vor sich hinspekulieren.
In dieser gespensterhaften Dämonisierung, der auch die junge Bundesrepublk nicht entging, verkriecht sich, was uns einst zur Aufklärung gereicht hat: Gewissen, sexuelle und bürgerliche Freiheit, technische und philosophische Aufklärung. Verkrochen in Angstpervertierungen, Fanatismen, Tribunale und Hate-Speeches bezeugt die im 3. Reiche beispielhaft fixierte Dämonisierung eine jederzeit abrufbare gespenstische Gegenwart.
Naivität ist nicht die einzige aber die erste Antwort. Es ist eine kindliche Antwort. ‚Warum sollte mir jemand etwas Böses tun?‘ Eine Antwort vor dem Argwohn. Zweiter Teil der naiv-kindlichen Antwort ist Angst. Für ein Kind sind Gespenster durchaus nichts Ungewöhnliches. Es versucht sich zu verstecken und flüchtet vor ihnen. Flüchten auch vor dem Unkalkulierbaren, Unbegreifbaren ist eine kind-nahe Reaktion. Bleibt es kind-nah, ist es gepaart mit dem tiefen Unverständnis, warum ihm jemand etwas Böses tun sollte. Eine Naivität, die seine stärkste Waffe ist. Die Verständnis auch für Flüchtlinge generell weckt. Flüchtlinge, geflüchtet vor dem Schrecken, geflüchtet vor Gewalt, geflüchtet vor der Drohung, vor der Angst. Angst muss gebannt werden. Gespenster können das am besten. Die Gestalt aber, die ihnen verliehen wurde, gibt sie gleichzeitig der Lächerlichkeit Preis. Die Aufklärung kommt langsam voran, aber sie kommt. Und sie bleibt nicht auf die Vernunft beschränkt.
Goethe; ETA Hoffmann, Grabbe tragen die Spuren der „schwarzen Romantik in sich und an sich. Eine Gegen-Bewegung gegen aufgeklärte Aufklärung und Selbst-Ermächtigung der Aufklärer. Dagegen hilft nur die Liebe fürs Kleine, Naive, Beschauliche auch. Wir belächeln es als komisch. Die Proportionen kommen uns von aussen unverhältnismässig vor. Dieselben vermitteln und von innen Geborgenheit, Gewohnheit, Vertrautheit.
Moderner Ableger der Aufklärungseuphorie ist die „Deutungsekstase“. Aus der grossen Auswahl an Bedeutungen und Interpretationen wird alles zusammengeschraubt, was auch nur andeutungsweise zu passen scheint. Bei mir haben andeutungsweise die biografischen Bruchstücke Russland und Psychiater gepasst, die es literarisch nicht nur auf die ersten Seiten der Grass’schen Blechtrommelei geschafft haben.
Es war nicht das einzige verführerische Deutungsangebots für Erzieher und Pubertätswächter, kurz alle die, die das Muendig-werden überwachen. Mich, dem ich durch den Türspion meinerseits die Beobachter beobachtete, beschleicht das Gefühl, dass manche meiner Gegenüber hinter der Tür regelrecht den Verstand verlieren, wenn sie sich in das Objekt ihrer Beobachtung vergucken und deutungsschwer vor sich hinspekulieren.
In dieser gespensterhaften Dämonisierung, der auch die junge Bundesrepublk nicht entging, verkriecht sich, was uns einst zur Aufklärung gereicht hat: Gewissen, sexuelle und bürgerliche Freiheit, technische und philosophische Aufklärung. Verkrochen in Angstpervertierungen, Fanatismen, Tribunale und Hate-Speeches bezeugt die im 3. Reiche beispielhaft fixierte Dämonisierung eine jederzeit abrufbare gespenstische Gegenwart.
Naivität ist nicht die einzige aber die erste Antwort. Es ist eine kindliche Antwort. ‚Warum sollte mir jemand etwas Böses tun?‘ Eine Antwort vor dem Argwohn. Zweiter Teil der naiv-kindlichen Antwort ist Angst. Für ein Kind sind Gespenster durchaus nichts Ungewöhnliches. Es versucht sich zu verstecken und flüchtet vor ihnen. Flüchten auch vor dem Unkalkulierbaren, Unbegreifbaren ist eine kind-nahe Reaktion. Bleibt es kind-nah, ist es gepaart mit dem tiefen Unverständnis, warum ihm jemand etwas Böses tun sollte. Eine Naivität, die seine stärkste Waffe ist. Die Verständnis auch für Flüchtlinge generell weckt. Flüchtlinge, geflüchtet vor dem Schrecken, geflüchtet vor Gewalt, geflüchtet vor der Drohung, vor der Angst. Angst muss gebannt werden. Gespenster können das am besten. Die Gestalt aber, die ihnen verliehen wurde, gibt sie gleichzeitig der Lächerlichkeit Preis. Die Aufklärung kommt langsam voran, aber sie kommt. Und sie bleibt nicht auf die Vernunft beschränkt.
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Dienstag, 20. August 2019
Warnung vor der NAVI-Automatisierung
kuehnesmallworld, 18:34h
1. Südlicher Schwarzwald. Wegen Reparaturen zahlreicher Brücken ist den ausgeschilderten Umleitungen zu folgen. Die Urlauber aber folgen ihren Navis und fahren stundenlang im Kreis.
2. Tirol/Österreich. Die Sperrung der Land- und Regionalstraßen war überhaupt erst nötig geworden, weil sich die Ferienfahrer vom Navi angesichts der vollen Brennerautobahn über die Dörfer lotsen liessen. Die Folge:Vollsperrung.
Zu 1: Automatisierte Steuerung durchs Navi kollidiert mit der Verkehrsanweisung vor Ort. Das Navi braucht aber zur Steuerung übergeordnete Fahrzielanzeigen. Angesichts der kleinrauemigen Anzeigen ist das faktisch schwer oder nicht lösbar.
Zu 2: Was bei 1. nicht funktioniert, führt, wenn auch unter Schwierigkeiten, hier zur Lösung: Die übergeordnete Anzeige Südtirol/Italien sortiert pauschal alle kleinrauemigen Ziele aus.
Fazit: Kleinräumige Lösungen kollidieren mit (abstrahierten) Automatisierungen. Nur ebenfalls abstrahierte Automatisierungen
d.h. Pauschalisierungen können da Paroli bieten.
2. Tirol/Österreich. Die Sperrung der Land- und Regionalstraßen war überhaupt erst nötig geworden, weil sich die Ferienfahrer vom Navi angesichts der vollen Brennerautobahn über die Dörfer lotsen liessen. Die Folge:Vollsperrung.
Zu 1: Automatisierte Steuerung durchs Navi kollidiert mit der Verkehrsanweisung vor Ort. Das Navi braucht aber zur Steuerung übergeordnete Fahrzielanzeigen. Angesichts der kleinrauemigen Anzeigen ist das faktisch schwer oder nicht lösbar.
Zu 2: Was bei 1. nicht funktioniert, führt, wenn auch unter Schwierigkeiten, hier zur Lösung: Die übergeordnete Anzeige Südtirol/Italien sortiert pauschal alle kleinrauemigen Ziele aus.
Fazit: Kleinräumige Lösungen kollidieren mit (abstrahierten) Automatisierungen. Nur ebenfalls abstrahierte Automatisierungen
d.h. Pauschalisierungen können da Paroli bieten.
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