Dienstag, 4. Juni 2019
Verdummung. Was man mit Lego-Bildung dagegen tut
Früher hat man Kommunikatons- und Sozialwissenschaften Diskussionswissenschaften genannt. Nachdem sie gereinigt waren von Kommunikation und sozialer Kompetenz wurden flugs Workshops zur sozialen Kompetenz zusätzlich angeboten.

Früher hat man einiges ins Marketing und in Marketer investiert.
Dann war das vorbei, angesagt war nur noch, dass sich der Interessent selbst auf den Weg macht. Und was aussah wie das Ende meines Tuns war nicht selten der Anfang. Die Lücke war zwar kleiner, der Bedarf aber dringender. Entgegen der Prognose.

Michael Winterhoff zeichnet in seinem Buch „Deutschland verdummt“ ein düsteres Bild des Bildungssystems in DLF 3.5.19.

Die Hauptthesen, abgesehen vom konservativen gefärbten Ideologie-Rahmen fehlender Orientierung und Führung:
- „Man hat den Kindern die Beziehung genommen.“
- „Impulskontrolle muss durch soziale Interaktion gelernt werden.“

Hauptgrund sei eine Digitalisierung, die statt Mittel Inhalt wurde.

Michael Winterhoff wuchs als zweites von vier Geschwistern in Bonn auf. Die Eltern betrieben am Ort eine Café-Konditorei. Nach der Grundschule besuchte er zunächst die Hauptschule, wechselte aber früh auf eine Realschule, wo er sich zum Klassenbesten entwickelte. Entscheidende Impulse für seine spätere Entwicklung erhielt er als Teilnehmer und schließlich aktiver Leiter von Jugendgruppen. In dieser Zeit entstand sein Wunsch, Medizin zu studieren. Entsprechend absolvierte er anschließend eine gymnasiale Oberstufe, um das Abitur abzulegen.[1] Von 1977 bis 1983 studierte er Humanmedizin an der Universität Bonn (Promotion zum Dr. med. 1984, Dissertationsthema: Gastrinsekretion bei Ulcusdiathese durch Winkelbauer-Starlinger-Operation am Hund). Winterhoffs anfängliches Interesse an der Kinderchirurgie entwickelte sich weiter über die allgemeine Kinderheilkunde zur Kinderpsychiatrie. Seit 1988 arbeitet er in Bonn als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie in seiner eigenen Praxis. Er befasst sich vorrangig mit psychischen Entwicklungsstörungen im Kindes- und Jugendalter aus tiefenpsychologischer Sicht (Wikipedia)

Das also, Lego-Bildung auf Winterhoff-Art tut man z.B. dagegen.

Das klingt anders als ein idealistisches Bildungdeal. Mir sind auch die Millionen wichtiger, die sich nicht-privilegiert ihr Leben zusammenpatchworken.

Der deutsche Club der toten Dichter, der Weimarer Republik,
die die Ferienhäuser und Domizile Europas von Hiddensee bis Sanary sur Mittelmeer angesichts der Massenarmut füllten, ist ein
Gegenbeispiel, kein gutes.

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Montag, 3. Juni 2019
Sozialisation in Bildung und Beruf
Was sehr theoretisch daherkommt, berichtet im Grunde von der sozialpsychologischen Situation in Bildung und Beruf.

Erster Befund: Wut. Wut auf Lehrer, die Schulsysteme geschaffen haben, die als "gezinkt" ungerecht empfunden werden. Von der Statistik wird das gestützt. Die Gesamtsituation: Uebellaunig.

Zweiter Befund: Undurchlaessigkeit der höheren Bildungsschicht, Abhaengigkeit vom Status der Eltern, vom Geld. Spätestens beim Abi ist Schluss. Fachhochschule, angewandt, qualifikationsnah fuer die einen, Hochschule, Jura, Geistes-, Sozial-Wissenschaften, BeWeEll und Meediziehn für die anderen. Bachelor fuer die einen, Master, Magister und Doktor fuer die anderen. Wer damit einen Job finden will hat meist das Nachsehen. Da schlägt das Materielle und das Pekuniäre durch.

Dritter Befund: Gegeneinander von Theoretikern und Praktikern, sogenannten. Im Alltag giftiges Beäugen, genaues Registrieren, wann wer kommt, geht aufsteht. Schweigend, wortlos, wissend. Von Gegenueber, von unten auf der Treppe, von der Hausfrau ohne oder mit Zuverdienener-Job, dem Rentnerehepaar ohne Perspektive. Sie machen Räume eng, der ihnen selbst fehlt.

Vierter Befund: Abgeschmolzene Hierarchien mit gleichfalls abgeschmolzenen Belegschaften mit nur einer Handvoll von Mitarbeitern, um die sich dutzende Durchläufer, Befristete, Zeitarbeiter gruppieren. Das Betätigungsfeld für den Mittelbau mit wenig Entscheidungsspielraum und viel Apell an den Gemeinsinn. Wer zu lange bleibt, bringt sich um weitere Jobchancen.

Ergo: Sachstand und System angehen, reicht nicht. Bildung und Beruf brauchen ein Klima der Aktivität, Entdeckerfreude, Lust.
Es braucht Beispiele für die nicht-hierarchische Parallelitäten von Beruf, Arbeit, Engagement:

1. Nach seiner Rückkehr nach Brooklyn 1850 begann der Dichter Walt Whitman eine Tätigkeit als Wohnungsmakler, wodurch er die Herausgabe von ''Leaves of Grass'' finanzieren konnte.

2. Harald Welzer, schlägt eine Professur nebst Uni-Karriere aus zugunsten einem Engagement für die nachhaltige Stiftung FUTUR ZWEI und Tätigkeit als freier Schriftsteller (und mehr) aus.

3. Viele andere Beispiele liefert der Alltag der anderen.

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Mittwoch, 29. Mai 2019
Berufe-Lego
Weil ich es kann“ zitiert Welzer, die fast banale Antwort eines Aktivisten auf die Frage nach dem Grund für sein Engagement.
Und ich? Mache Marketing, weil ich es kann! Was zähle ist, den Unterschied machen zu wollen, den kleinstmöglichen nicht den grössten (76) lese ich bei Welzer weiter. Wer den kleinstmöglichen, nicht den grössten, machen will, dem geht es wirklich um den Unterschied.

Auch die Unterschiede im Marketing sind gross. Marketing ist ein Wort für sehr Unterschiedliches. Ich gestalte bspw. Wirklichkeit aus einer Kontra-Produktivität heraus (74/5). Und zwar durch neue „Kombinationen“, „modulare Revolutionen“ (83) (ähnlich wie beim Lego). Damit wären wir, wäre Welzer, beim Lego, bei dem er im Übrigen die Festlegung auf festgelegte Modelle (wie dem Lego Star Wars Modell, dem Lego Boost Roboter, dem Lego Bugatti-Modell u.a.). So Harald Welzer in: Alles könnte anders sein. Bei mir in diesem Blog zitiert am 27.03. Welzer hat mich drauf gebracht. Und wer kennt Lego nicht? Jedes Kind! Nie würde ich darauf kommen meine Erfahrungen mit Lego mit Copyright zu schützen! Lego steht für Bauklötze wie Tempo für Taschentücher. Nicht an Raumschiffe und Roboter sondern an die Klötzchen und handtellergrossen Platten, die sich als Dach- oder Bodenplatten oder ganz anders verwenden liessen, erinnere ich mich. Was an Berufe-Lego heiter ist? Spielerisch zu sein, spielerisch zu probieren und spielerisch zu kombinieren.

Ganz anders LEGO® und sehr viel anders LEGO® Serious Play®, LSP, gleich mit doppelten Markenschutz! Man kann einen LEGO-Master machen, viele Seminare absolvieren und noch mehr Geld dafür bezahlen. LEGO® Serious Play® macht „eine Moderations- und Arbeitsmethode, die die Vorzüge des Spiels und des Modellierens mit Legosteinen in einem zielorientieren Prozess verbindet“ daraus. Eine Methode, in Kooperation zwischen Spielzeughersteller LEGO® und dem Schweizer International Institute for Management Development Lausanne entwickelt.

Das ist nachzulesen in LEGO® IN HIGHER EDUCATION von Prof. Dr. Tobias Seidl, Professor für Schlüssel- und Selbst-Kompetenzen Studierender auf seiner Website http://legoinhe.de; Seidl ist Systemischer Coach und LEGO® SERIOUS PLAY® Trainer. Ein Markenschutz, eine Lizenz, eine Blase letztlich. Für Lego® LSP® akzeptieren wirs, für Lego nicht.

Gerade für Lego nicht! Lego, Chance auf ein allen zugängliches Modell, das mal nicht über den Kopf geht, sondern aus dem fassbar Machbaren kommt.

Seidl weiter: Ein „Konstruktionsprozess, der nicht nur im Kopf der Teilnehmenden, sondern auch durch das Bauen von LEGO®-Modellen auf dem Tisch stattfindet.“
Zum Konstruktivismus kommen Storytelling, Metaphern, Spiel und Flow als Theorie-Elemente. Insgesamt aber ein recht willkürliches Sammelsurium. Storytelling wird verstanden als Sinngenerator. Metaphernbildung sei der Neuropsychologie zufolge besonders geeignet, neue kognitive Schemata im Gehirn anzulegen. Zudem sei das Spiel ein dem Menschen ureigener Weg, neue Fähigkeiten zu erlernen und sich veränderten Bedingungen anzupassen. Schliesslich stünde Flow für ein völliges Aufgehen im Spiel, was Kreativität und Ideen-Entwicklung anginge.
An Quellen für seinen theoretischen Exkurs führt Seidl u.a. auf:

Frick, Elisabetta; Tardini, Stefano; Cantoni, Lorenzo (2013): White Paper on LEGO ®SERIOUS PLAY®. A state of the art of its applications in Europe. Online verfügbar unter http://www.s-play.eu/attachments/article/70/splay_White_Paper_V2_0_1.pdf
Reich, Kersten (2012): Konstruktivistische Didaktik. Das Lehr- und Studienbuch mit Online-Methodenpool. Weinheim: Beltz.
Huizinga, Johan (1955): Homo ludens. A study of the play-element in culture. Boston: Beacon Press (Beacon paperbacks, 15).
Mein Huizinga (Herbst des Mittelalters) mein Norbert Elias (Prozess der Zivilisation) Literatur aus den 40ern bis 70ern, soziologische Literatur. Ey, da ist sie ja, die Vergangenheit ! Da, wo man sie nicht sucht: In der Gegenwart ! Unter den Klötzchen sind auch welche aus der Vergangenheit. Hat die Theorie doch noch was gebracht!

Meine Klötzchen? 6 Jahre Kindheit auf Sozialhilfeniveau (dort spielte ich mit Lego), 9 Jahre Kindheit/ Jugend in oder vor einer Klinik (Arztsohn), Studium der Sozialgeschichte, Freiberufler Marketing.

Das nenne ich Lego-Bildung und Lego-Beruf. Digital-sprachlich ausgedrückt wird heute unterschieden zwischen Lego®-Bildung und Tamagotchi-Bildung. Tamagotchi heisst: Mehr desselben an Bewegung und Laut bis die Batterie alle ist. Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/studienmodelle-der-zukunft-mehr-flexibilitaet fuer.680.de.html?dram:article_id=449472
https://m.tagesspiegel.de/wissen/studienmodelle-der-zukunft-analysiert-als-tamagotchi-starten-und-mit-lego/24366970.html?utm_referrer=android-app%3A%2F%2Fcom.google.android.googlequicksearchbox

Zurück zum einleitenden Zitat Welzers: Durch Begriffe würden Probleme auf Distanz gehalten, z.B. „Dritte Welt“, „failed states“, „korrupte Regierungen“, „Asylbetrug“, „Islamisierung“ ich füge hinzu: Prekariat, Digitale Gesellschaft, Mittelstand. Wer mit solchen Begriffen arbeitet, übernimmt die Distanzen, Abstraktionen, die ihnen eignet. Berufe-Lego geht näher ran. Es ähnelt darin Neu-Methoden wie des Scrum, des Design Thinking und ähnlichen Neuschöpfungen: Permanente Planung, permanente Entscheidung, permanentes Feedback statt des einmal gemachten Plans.

Berufe-Lego stellt Fragen zum individuellen Berufsbild:
Welche Analog-Elemente, welche Digital-Elemente, welche Sinn-Elemente brauche und kombiniere ich?

Zum Berufe-Lego gehört in meinem Fall Verkauf und Marketing, dazu demnächst mehr.

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