Donnerstag, 2. Februar 2023
Beitrag ist eine Fundsache. Zum 2.Mal hinein !
Warum vergrössert die Forderung und Durchsetzung von Bildung und Ausbildung eher die Kluft zwischen den Habenden und den Wenig-Habenden als dass sie sie verringert ?
Weil Ausbildung, Bildung dem Beruf vorgelagert ist und ein Versprechen auf Aufstieg und Etablierung ist. Bis es soweit ist, sind die, die schon da waren und sind bereits mehrere Schritte weiter.
Es liegt also an der mangelnden Einbindung der Ausbildung in den Beruf. So sind die, die schon drin sind immer mehrere Schritte voraus gegenüber denen, die rein wollen in den Beruf, in die nächst-höhere Position usw.
Das ist ein Muster, wie beschrieben in Armin Nassehi: Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft
Mit Mustern kann man etwas ordnen. Armin Nassehi ordnet soziologisch. Bringt Ordnung in das heillose Durcheinander von Begriffen, Anschauungen, Eindrücken und Weltanschauungen. Woher kommt das? Von der Aufsplitterung der Ein- und Ausdrücke durch die Digitalisierung. Mühelos kann mensch auf jeder gewünschten Ebene Untersuchungen anstellen und Deutungsmuster erstellen. Zersplitterung, Spaltung, Unübersichtlichkeit sind die Worte für die Folgen. Ungeeignete, unpassende Worte. Geht es doch nicht um die Beschreibung von Wirklichkeit, von Fakten sondern um die Beschreibung des Zustands der Kommunikation, des Dialogs. Das heißt: Die Mittel der Beschreibung, der Kommunikation sind nicht geeignet, die Wirklichkeit einheitlich und kohärent zu beschreiben.
Der benutzeroberflächliche Grund der Digitalisierung ist somit genannt, die tieferen Gründe liegen im digitalen Charakter der modernen Gesellschaften seit ca. 300 Jahren, seit der Aufklärung. Damit schlägt Armin Nassehi einen Bogen in die Geschichte und ebenso in die Philosophiegeschichte. Ende der Zersplitterung, Ende der Rede von was „ganz Neuem“, dem Digitalen, das eingebrochen sei in die Gegenwart. Ende der Rede von der xten Revolution des Denkens und der Begrifflichkeiten. Eher als Vernebelung und Verschleierung, zumindest als Weichzeichner, wirkt die Rede aus dieser Sicht. Muster sind's und Muster sind keine singulären Ereignisse. Muster wiederholen, Muster ändern sich, Muster sind wieder erkennbar. Der Philosophiegeschichte Bogen reicht mühelos bis Descartes, Kant, Husserl und Heidegger. Aber da auch nicht als geschlossenes ideengeschichtliches System, sondern als (einzelne) erkennbare Muster, oft ausgedrückt in unterschiedlichen wissenschaftlichen Sprachen. Die Zeit der ideologischen Einheitssprachen in Ost und West ist vorbei (sie schuf Dissidenten und Ketzer in Massen). Auf verordnete Fakten folgten alternative Fakten und Verschwörungs-Theorien. Mit dabei, erst im Gefolge, dann an der Spitze die IT. Wohltuend und stabilisierend wirkte es, wenn binäre IT ler ansagten, was Sache ist und dabei verschwiegen, dass der andere nicht-binäre Teil darin garnicht vorkommt. Nassehi macht ein Ende und einen Anfang. Entdecke und untersuche ruhig auf deiner Ebene, was dich interessiert; aber lass dir nicht verbieten, Analogien und Muster zu sehen und zu suchen. Die Weihen irreversiblen Erkenntnisgewinns werden dir sowieso nicht mehr zuteil, dazu fehlen uns heutzutage die treffenden Worte. Aber bewahre dir eins: Bleibe anschlussfähig an die Muster der Kritik und des Denkens