Montag, 7. September 2015
Montag, 7. September 2015
Big Data und Bildungsdiversität.
Über das neue Data Lab von Volkswagen kann man im Magazin autogramm.volkswagen.de (12/14) lesen:
„Zusammen mit dem Auftraggeber stellt das Team Arbeitshypothesen auf. ... . Was klappt wird behalten, der Rest verworfen.“

Angesichts unübersichtlicher Entwicklungen ist solch ein Vorgehen zwar auch offen für die Diversität der Bildungshintergründe und -ansätze, es wird aber eine Vorauswahl getroffen („was klappt“), Meinung kommt eher untergeordnet in der „Arbeitshypothese“ vor.

Der stark programmatischen und auch meinungsmachenden Steuerung, die vieles von vornherein ausschloss, will man mit dieser „empirischen“ Wende nicht nochmal erliegen. Trotzdem frage ich mich, warum nachdem man die Dominanz einer hier vorherrschenden Meinung zurückgenommen hat, der Meinung, dem Ansatz, der Leitvorstellung (aus ganz unterschiedlichen Kulturen) selbst gegenüber so scheu bleibt.

Die Meinung, das Urteil, die Zielvorstellung, ob politisch, religiös, philosophisch - unabhängig davon, ob richtig oder falsch - hat den Vorteil, dass sich an ihr Widerspruch entzündet, die eigne Meinung zuspitzen und das eigene Urteil schärfen lässt. Sie kann hanebüchend falsch sein und doch der Wahrheitsfindung mehr dienen als das Gefühl der Rechthaberei, die im Unausgesprochenen und Ungefähren wabert. Die Kleinteiligkeit der Meinung, der der Streit, die Beweisführung und -widerlegung auf dem Fusse folgt, auch die Anerkennung, sie habe „in soweit recht", ist dem weit gespannten Deutungshorizont, in den alles und jedes letzten Endes reinpasst oder passend gemacht wird, überlegen.

Die Scheu vor der Naivität, Schlichtheit, auch Irrationalität vielleicht auch Peinlichkeit
intuitiver Haltungen und Überzeugungen ist unbegründet und contraproduktiv. Natürlich müssen sie auf (soziale) Unbedenklichkeit gegengescheckt werden, aber beileibe nicht nur durch den Filter der Rationalität, auch den der Produktivität und Kreativität der Zielvorstellung. Die Sprachen und Bilder der Begründung können noch so unzureichend, phantasievoll und märchenhaft sein, sie können Phantasie und Kreativität doch in die richtige Richtung lenken.Das macht das Gehirn, das Perspektiven, Bilder und Erzählungen hinzufügt. Bildungsdiversität kommt ohne diese Vielfalt und Fülle der Bilder und Erzählungen nicht aus.