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Sonntag, 23. November 2014
Sonntag, 23. November 2014
kuehnesmallworld, 11:24h
Ja sagen und Nein-sagen.
„Nichts ist schwieriger und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“ Das sagte Kurt Tucholsky.
Ich habe ein Nein
- zur Bespitzelung im Internet, die wehrlos macht
- zu Kriegsszenarien, für die keine Sprache gibt
- zum Klimawandel, vor dem schon kapituliert wurde
- zum System der Benachteiligung in Bildung, Beruf.
Da hören die Neins nicht mehr auf und beginnen zu verschmelzen zu einem einzigen Nein. Ein Nein, das nicht verhandelbar ist. Ein Nein ohne Wenn und Aber, weil die Essentials berührt sind. Weil ich weiss, dass man da nicht drüber weg geht ohne Gefahr für sich und andere, Lebensgefahr.
Ein Nein das sich folgenlosen Lamentieren verbietet oder verschwörungstheoretisches Fingerzeigen verbittet. Auch kein resignatives Nein des Es-wird-alles-immer-schlechter. Mein Nein.
Tucholsky hatte gegenüber den Neins auch ein "Ja":
„Nun haben wir auf 225 Seiten Nein gesagt, Nein aus Mitleid und Nein aus Liebe, Nein aus Haß und Nein aus Leidenschaft – und nun wollen wir auch einmal Ja sagen.... ." schreibt er 1929 in einer gemeinsamen Veröffentlichung mit dem Grafiker John Heartfield von dem ihm vieles unterschied.
Ich habe gegenüber dem einen NEIN auch viele JAs. Mit meinen Neins und meinem Ja kann ich mich irren. Tucholsky irrte politisch, er irrte menschlich.
„Aber im Falle Oss (Ossietzky) bin ich einmal nicht gekommen, ich habe damals versagt, es war ein Gemisch aus Faulheit, Feigheit, Ekel, Verachtung – und ich hätte doch kommen sollen." schreibt er an Hedwig Müller 1935.
Bei Tucholsky wars vielleicht ein überforderndes Nein, dem Selbstverachtung folgte. In schlechter Gesellschaft derer ist er da, die ihm Irrtum, Versagen, charakterliche Schwäche nicht vergessen werden, schon um sich im Nachhinein und symbolisch auf die richtige Seite zu stellen.
Es muss an der Person Tucholsky liegen, an der man Irrtum und Schwäche so leicht vorführen meint. Personen, bei denen der Brustton der Überzeugung von Nebengeräusche begleitet ist, wie dem Räuspern des Zweifels und dem asthmatischen Pfeifen, dem es zu eng wird in der Brust. Personen, denen man ansieht, dass sie auch anders können. Personen, die es überhaupt nötig haben, Überzeugungen zu haben. Denn die Überzeugung riecht förmlich nach Zweifel. Und mit zunehmender Lautstärke riecht man auch die Angst. Die Angst, den Kürzeren zu ziehen.
Tucholskys Tiger, Panther + Co. stand während der Pubertät in meinem Bücherregal, ohne dass ich allzuviel davon verstehen konnte, um was es ging. Was ich verstand, war die Lust am Widerspruch.
Der Brustston der Überzeugung, der weniger einer des Widerspruchs ist, lässt auch Überzeugungen zu Wirtschaft, Werbung, Markt und Marketing hohl klingen. Die Welt der Fakten und des Erfolgs scheint
reserviert zu sein für Hundertprozentiges.
Man hört ihn laut pfeifend im dunklen Wald und glaubt ihn vor sich zu sehen, wie er sich an seiner eigenen Entschlossenheit aufrichtet, wo Suchen und Experimentierten viel angebrachter wären. Das gilt auch für meine Neins zu Beginn des Beitrags. Aber Neins bleiben sie.
„Nichts ist schwieriger und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“ Das sagte Kurt Tucholsky.
Ich habe ein Nein
- zur Bespitzelung im Internet, die wehrlos macht
- zu Kriegsszenarien, für die keine Sprache gibt
- zum Klimawandel, vor dem schon kapituliert wurde
- zum System der Benachteiligung in Bildung, Beruf.
Da hören die Neins nicht mehr auf und beginnen zu verschmelzen zu einem einzigen Nein. Ein Nein, das nicht verhandelbar ist. Ein Nein ohne Wenn und Aber, weil die Essentials berührt sind. Weil ich weiss, dass man da nicht drüber weg geht ohne Gefahr für sich und andere, Lebensgefahr.
Ein Nein das sich folgenlosen Lamentieren verbietet oder verschwörungstheoretisches Fingerzeigen verbittet. Auch kein resignatives Nein des Es-wird-alles-immer-schlechter. Mein Nein.
Tucholsky hatte gegenüber den Neins auch ein "Ja":
„Nun haben wir auf 225 Seiten Nein gesagt, Nein aus Mitleid und Nein aus Liebe, Nein aus Haß und Nein aus Leidenschaft – und nun wollen wir auch einmal Ja sagen.... ." schreibt er 1929 in einer gemeinsamen Veröffentlichung mit dem Grafiker John Heartfield von dem ihm vieles unterschied.
Ich habe gegenüber dem einen NEIN auch viele JAs. Mit meinen Neins und meinem Ja kann ich mich irren. Tucholsky irrte politisch, er irrte menschlich.
„Aber im Falle Oss (Ossietzky) bin ich einmal nicht gekommen, ich habe damals versagt, es war ein Gemisch aus Faulheit, Feigheit, Ekel, Verachtung – und ich hätte doch kommen sollen." schreibt er an Hedwig Müller 1935.
Bei Tucholsky wars vielleicht ein überforderndes Nein, dem Selbstverachtung folgte. In schlechter Gesellschaft derer ist er da, die ihm Irrtum, Versagen, charakterliche Schwäche nicht vergessen werden, schon um sich im Nachhinein und symbolisch auf die richtige Seite zu stellen.
Es muss an der Person Tucholsky liegen, an der man Irrtum und Schwäche so leicht vorführen meint. Personen, bei denen der Brustton der Überzeugung von Nebengeräusche begleitet ist, wie dem Räuspern des Zweifels und dem asthmatischen Pfeifen, dem es zu eng wird in der Brust. Personen, denen man ansieht, dass sie auch anders können. Personen, die es überhaupt nötig haben, Überzeugungen zu haben. Denn die Überzeugung riecht förmlich nach Zweifel. Und mit zunehmender Lautstärke riecht man auch die Angst. Die Angst, den Kürzeren zu ziehen.
Tucholskys Tiger, Panther + Co. stand während der Pubertät in meinem Bücherregal, ohne dass ich allzuviel davon verstehen konnte, um was es ging. Was ich verstand, war die Lust am Widerspruch.
Der Brustston der Überzeugung, der weniger einer des Widerspruchs ist, lässt auch Überzeugungen zu Wirtschaft, Werbung, Markt und Marketing hohl klingen. Die Welt der Fakten und des Erfolgs scheint
reserviert zu sein für Hundertprozentiges.
Man hört ihn laut pfeifend im dunklen Wald und glaubt ihn vor sich zu sehen, wie er sich an seiner eigenen Entschlossenheit aufrichtet, wo Suchen und Experimentierten viel angebrachter wären. Das gilt auch für meine Neins zu Beginn des Beitrags. Aber Neins bleiben sie.
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