Freitag, 8. August 2014
Freitag, 8. August 2014
Die Lage ist ziemlich trostlos: Hier die Beschallung mit Mainstream-Bombardements, dort lauter kleine Medienfürstentümer, die sich, mindestens partiell an irgendeinen Trend, ein Thema hängen, um etwas Aufmerksamkeit abzubekommen. Aufmerksamkeit zu bekommen, für etwas, das mir persönlich wichtig ist, ohne es gleich wieder in die Trendmoden einzukleiden, wie soll das gehen?

So: Einen Unterschied machen. Da, wo es darauf ankommt. Wo es für mich darauf ankommt. Für andere erkennbar. Die ihren Blick daran schulen können. Wird die Wirklichkeit vielgestaltig, wird die sie die Sprache vielgestaltig. Nicht kompliziert ist gemeint. Differenziert ist gemeint. Genau zu sein, in der Sprache, das muss erarbeitet sein. Nicht intellektuelle Fachsprachen sind hier gemeint. Die menschliche Sprache plus Gestik plus Mimik plus Reagieren auf den Anderen und seinen Kontext sind unendlich kombinier- und abstufbar. Nicht von ungefähr verfügt die menschliche Sprache über unzählbare Bilder, abhängig von der Lebenswelt und den Erfahrungen. Eine Genauigkeit, die nur erreicht wird durch existentielle Entschiedenheit: Darauf kommt es an / darauf kommt es nicht an. Dadurch gebe ich eine exakte Positionsbeschreibung ab von meinem Standpunkt, und sei es im kleinsten Detail, mit dem es oft anfängt. Der Standpunkt, nicht unbedingt dasgesamte Meinungsbild wird erkennbar, wird ablesbar, wird abgrenzbar und unterscheidbar. Nochmal: Nicht unbedingt über eine sprachlich formulierte und ausformulierte Meinung. Sondern: Über Akte, die den Unterschied machen. Das kann auch ein Wort sein, ein einzelnes Wort. Über diese Standort-Koordinaten bin ich ortbar, bin aber auch vernetzt mit den Koordinaten meiner Umwelt, kommuniziere mit ihr. Ich nehme dann unvermeidlich andere Worte in den Mund als diese Sprach-Rohlinge, die an jeder Ecke inflationär verbraten und verbacken werden. Aus Sprachfastfood wird Denkfastfood, das die Welt unendlich langweilig macht. Alles schon bekannt alles schon gesagt, "nur noch nicht von allen.". (Karl Valentin).

Durch Stutzen, aufmerksam-werden wird dem Gesetz der Serie, der Wiederholung, Widerstand geleistet. Auch Feindbilder, Stereotypien sind damit "gegessen". Sie leben, mitunter auch ihre Kritiker, von der Floskel, der Wiederholung. Es gibt keine (Sprach-) Figur, die nicht 'eh du dichs versiehst' zum Muster, zum Stereotyp wird. Aber es gibt auch keine zwei Dinge oder Gedanken, zwischen denen nicht Unterschiede erkennbar sind und gesehen werden. Das ist wohl auch der Grund, warum ich mich in meiner Arbeit mit Stoffen und Strukturen befasse. Die Struktur, bestehend aus kleinsten Elementen, macht den Stoff. Ein Stoff, der lange unscheinbar sein kann, der sich aber bei denen Aufmerksamkeit verschafft, die ihn benötigen, die mit ihm umgehen.

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